Dunkelheit ist nicht nur schwarz, sie ist auch schnell – sagen Flogging Molly und setzen ein Ausrufezeichen mit ihrem aktuellen Album. „Speed of Darkness“ ist bereits das fünfte Studioalbum der siebenköpfigen Band und zeigt wieder einmal auf, in welcher Liga Flogging Molly mittlerweise spielen. Längst ist ihr irish-Punkrock kein Geheimtipp mehr. Ausverkaufte Hallen und der spezielle Mix aus Gitarren, Guinness und Geschwindigkeit lassen die grünen Kleeblätter im Herzen der Fans höher schlagen. Auch das positive und motivierende „Speed of Darkness“ deckt wieder die ganze Bandbreite des typischen Sounds ab und wartet zusätzlich mit einigen Neuerungen auf.
[ruhr-guide] Die erste halbe Minute des aktuellen Albums von Flogging Molly vergeht nahezu in völliger Stille, nur leise Gitarrenlaute deuten an, was auf den kommenden 12 Tracks folgt: Ein vor Tanzwut und Kampfgeist platzender Cocktail aus irisch-amerikanischem Folk, Punk und Rock. Traditionell besetzt mit Instrumenten wie Mandoline, Akkordeon und Tin Whistle werden Flogging Molly zusätzlich von E-Gitarre, Schlagzeug und Bass begleitet. Dies rückt die Band eindeutig in das Genre der lauten harten und schnellen Töne. So begann Sänger Dave King seine Karriere auch in einer Heavy Metal Band, aus der er allerdings Ende der Achtziger ausstieg. King verließ seine irische Heimat und tingelte seitdem als Solokünstler durch die Clubs von Los Angeles. Schließlich führte ihn sein Weg immer öfter ins „Molly Malone’s“, einem irischen Pub im fernen Amerika, wo er treue Anhänger fand, die sich ebenfalls musikalisch und mit viel Guinness dem Heimweh hingaben. Mit darunter waren auch die heutigen Mitglieder von Flogging Molly, die sich Dave King dort ab 1997 nach und nach anschlossen. Die Konzerte wurden zu einer Institution, die irische Leidenschaft, mit der die neue Band den Club aufmischte, sprach sich herum. Nicht selten geriet sie außer Kontrolle und Fäuste flogen im „Molly Malone’s“. Daher ergab sich letztlich wohl auch der Name der Band Flogging Molly.
Revolution gegen die Krise
Dass sich die Power und Sprachgewandtheit auch auf dem fünften Album der Band nicht geändert haben, zeigt „Speed of Darkness“ eindrucksvoll. Nachdem Flogging Molly über lange Zeit durch die Welt tourten und auch Locations über der 5000er Marke locker füllten, bastelte die Combo knapp drei Jahre lang an einer neuen Platte. In jene Zeit fiel auch die wirtschaftliche Krise, die besonders Irland aber auch die Arbeiterregionen der USA erschütterte. Zwei Bereiche also, die die Mitglieder von Flogging Molly persönlich betrafen. In Detroit, der inzwischen symbolischen Stadt des Niedergangs produziert, entstand der politisch kritische Ton von „Speed of Darkness“. In Songs wie „Revolution“ spiegelt sich dies besonders wieder.
Auch klangliche Neuheiten sind dabei
So ist also nichts von Depression oder Pessimismus auf der neuen Platte zu spüren. Schon der dem Albumtitel gleichnamigen Opener, sowie auch „Saints & Sinners“ oder „Oliver Boy“ reißen laut, schnell und stimmungsvoll mit. Die Tracks regen an, die Faust in den Himmel zu recken und sich dem Ohrwurm hinzugeben, statt Frust zu schieben. Doch auch leisere Töne lassen sich wie immer bei Flogging Molly finden. Nicht „wie immer“ sind bei „The Cradle of Humankind“ erstmals die Klänge eines Pianos zu hören. Auch „The Heart of the Sea“ schlägt ungewohnt instrumentiert einen neuen Weg im Sound von Flogging Molly ein.
Ready for Festival
Das Album schließt mit dem ruhigen „Rise Up“, welches am Ende in einer Hymne endet, die bei Live-Auftritten in diesem Jahr für Gänsehaut-Feeling sorgen wird. Flogging Molly, die bereits auf großen Festivals wie Rock am Ring oder Coachella aufgetreten sind, haben sich 2011 unter anderem auf dem deutschen Hurricane Festival und dem legendären Glastonbury Festival in Großbritannien die Ehre gegeben. Denn sie wollen nicht nur Licht, sondern vor allem Speed in die Dunkelheit bringen. Mit Optimismus, kleinen Revolutionen und einem Guinness voll guter Laune.
(sarah bauer)
Bildquelle: ADD ON MUSIC Promotion