Bunt, schräg und irgendwo zwischen Theaterperformance und Punk präsentiert sich die neue Platte der Kamikaze Queens. Das Berliner Quintett mit den weiblichen Stimmen von Mad Kate und Trinity Sarratt führt den Hörer mit „Automatic Life“ geradewegs in die hedonistischen Zwanziger. Hinein in ein Cabaret aus Punk, Garage, Burlesque und Rock ’n‘ Roll. Unverschämt, unverblümt und vor allem unangepasst mixen die Kamikaze Queens die Genres ähnlich wie ihre unterschiedliche Herkunft zu einem vor Lebensfreude explodierenden Cocktail mit seinen Licht- und Schattenseiten.
[ruhr-guide] Mit Irokese, Jackett und feinem Pin-up Stil beleben die Kamikaze Queens auf „Automatic Life“ Nachtleben und Zeitgeist der Zwanziger Jahre im quirligen Berlin. Dabei spürt man förmlich den Hauch der rauschenden Tangonacht, der Dada-Kunst und des Katers danach. Mit Gitarre, Schlagzeug und Bass sind die Kamikaze Queens wie eine typische Rockband ausgestattet. Doch daneben spielen auch Cello, Pfeifen und Sägen eine Rolle. Melodiös und sinnlich kommen die Eindrücke des Lebens in „Automatic Life“ daher. Die guten, wie auch die schlechten. Beinahe, als würde man um drei Uhr nachts rauchend am Tresen einer Karaokebar sitzen, ohne an den morgen denken zu müssen. Die weiblichen Voices der Band strotzen vor Energie und Ausdruckskraft. Der schrille Rock ’n‘ Roll, der mal jazzig, mal punkig daherkommt, ist absolut tanzbar und untermalt eine Nacht, an die man sich am nächsten Tag vielleicht nicht mehr in Gänze erinnern wird.
Rock’n’Roll und Melanchole
„There’s a brand new craze. It’s dance sensation“, lautet eine Textzeile im Song „Do the Crab“ auf „Automatic Life“. Genau diese Zeile scheint wie eine perfekte Ankündigung für das neue Album der Kamikaze Queens. Der Opener „Tastee 99“ ist bereits eingängig und bringt einen stimmungsvollen Refrain mit. Doch es geht auch ruhig und beinahe melancholisch zu auf der Scheibe. „Night Life“ enthält Tangoelemente und sinnt über Mondschein und die eher düsteren Seiten des Lebens nach. „3 Strikes“ wiederum steuert ein wenig Country zu „Automatic Life“ bei. In zwei weiteren Songs geht es um die Mehrjungfrau Geraldine, die ihren Drang zur Rebellion bei den Freaks und Punks an Land erfüllen möchte.
Das ganze normale Leben der Kamikaze Queens
Sängerin Mad Kate dürfte zumindest all jenen ein Begriff sein, die sich auch der Musik der Band Bonaparte verbunden fühlen. Dort ist sie als ständiges Mitglied bekannt. Neben der Musik ist die Mode ein großes Thema für Kate. In Berlin ist sie Teilhaberin einer Boutique. Die andere Stimme, Trinity Sarratt stammt, wie auch Kate, aus San Francisco und begann ihre Gesangskarriere 1999 in der U-Bahn der deutschen Hauptstadt. Ebenso ausgefallen muten die Lebenswege der restlichen Mitglieder der Kamikaze Queens an. Drummer Nico Lippolis studierte in Italien, New York und London Schlagzeug und Gitarrist Tex Morton spielte bereits für bekannte Größen wie Mad Sin und sein eigenes Solo-Projekt. Bassist Lloyd Clark II arbeitete in früheren Zeiten unter anderem als Juwelier.
This is Berlin Cabaret
Auf ihrer aktuellen Platte beweisen die Kamikaze Queens wie auch in ihrem Debüt-Album „Voluptouos Panic!“, dass die Zwanziger immer noch aktuell sind und angestaubte Vergangenheit fetzigem Punkabilly weicht. „This is Berlin Punk Cabaret“ ist hinten auf dem bunten Booklet von „Automatic Life“ zu lesen und verweist noch einmal klar darauf, was von den 14 Songs zu erwarten ist: ein Mix aus den verschiedensten künstlerisch veranlagten Weltenbummlern, die mit Gitarre, Säge und Sinnlichkeit irgendwo zwischen Punk und Theaterperformance eine große glitzernde Show abziehen.
(sarah bauer)
Bildquelle: Sounds of Subterrania