Das war es also: Das Vainstream Rockfest 2013. Mit vielen großartigen Künstlern, einer Menge Leute und einer strahlenden Sonne, die schöner hätte nicht sein können – und doch war es manchmal von allem ein klein wenig zu viel. Schon morgens um 10 Uhr nahmen hunderte Besucher bereitwillig lange Wartezeiten in Kauf, um ihr Bändchen und somit den Zugang zum Gelände um den Arm geschnallt zu bekommen.
[ruhr-guide] Wer hätte gedacht, dass es am Samstag, dem 6. Juli, wirklich so unglaublich heiß werden würde!? Niemand. Richtig – und deswegen gab es für jeden eine Portion Sonnenbrand gratis. Dennoch hielten die heißen Temperaturen keinen der Besucher des Vainstream Rockfests in Münster davon ab zu Parkway Drive, The Ghost Inside, A Day To Remember oder Asking Alexandria ordentlich den Moshpit anzukurbeln und der automatischen Bewegungslähmung bei solcher Hitze zu trotzen! Wenn schon heiß, dann richtig. Und so feierten tausende Fans der Rock- und Hardcoreszene das famose Line-Up des diesjährigen Vainstream Rockfest!
Lange Wartezeiten vor dem Vainstream Festival
Schon morgens um 10 Uhr nahmen hunderte Besucher bereitwillig lange Wartezeiten in Kauf, um ihr Bändchen und somit den Zugang zum Gelände um den Arm geschnallt zu bekommen. Die knapp 500 Meter lange Schlange (!) vor den Einlasshäuschen war zu solch früher Stunde ziemlich beeindruckend. Mit dem ersten Bier in der Hand hielten manche es eine Stunde und mehr in der Warteschlange aus und genossen eben schon dort die Sonne von oben.
Mit den Bands Bleed From Within, The Devil Wears Prada und Deez Nuts begann das Festival nun und einige hunderte Fans standen voller Vorfreude vor den beiden Bühnen bereit und legten auch just beim ersten Ton direkt los. Die Bands hatten wahrhaft einfaches Spiel, denn jeder hatte Bock! Da machte das frühe Aufstehen überhaupt nichts aus. Deez Nuts-Frontmann JJ Peters lächelte immer wieder zwischendurch ins Publikum und schien sich über diesen frühen Support sichtlich zu freuen. Keine Frage, dass sie grandios ablieferten und alle mitrissen. So gab es schon um 11 Uhr die ersten durchgeschwitzten Oberkörper – Festivalfeeling ahoi!
Sondaschule ließ das Publikum tanzen
Weiter ging es dann mit den Lokalpatrioten Neara und den Skahelden von Sondaschule. Die einen ließen keinen Zweifel zu, dass sie gerne aus Münster kommen und die anderen kein Bein still stehen, so dass Münster sich nun mehr tanzend als moshend bewegen konnte. Gute Laune war besonders bei den Jungs von Sondaschule vorprogrammiert.
The Ghost Inside gaben danach die zweite wirklich gute Figur des Vainstream Rockfest ab. Mit ihrem klangvollen Melodic-Hardcore überzeugten sie die mittlerweile angwachsene Besucherzahl vom ersten Ton an. Natürlich waren viele Fans der Amerikaner da, doch schon nach kurzer Zeit stand fest: diese Amis sind verdammt gut! Durchaus mitsingbare Hits am Stück.
Red Fang sowie Strike Anywhere auf der kleinen Converse Throwdown-Stage und Anti-Flag, Agnostic Front und Jennifer Rostock auf den beiden großen Bühnen folgten. Nicht nur, dass Red Fang auf einer kleineren Bühne spielten, wo zudem auch noch Skateboarding non-stop geboten wurde, war diese Bühne die wohl herausfordernste. Das Publikum durch den benötigten Rampenplatz in der Mitte relativ weit weg und nur die linke halbe Bühnenseite zum bespielen mit zwei, drei Gitarre, einem Sänger und Schlagzeuger vorhanden, hieß es auf geht’s – dafür: Hut ab! Gut gemacht.
Asking Alexandria überzeugte beim Vainstream Festival
Jennifer Rostock und Co. Hatten es da wesentlich unkomplizierter. Das nun fast (zu) volle Gelände versammelte sich so ziemlich ausschließlich vor den beiden Hauptbühnen. Man merkte auch zusehends, dass es Richtung Abend und somit Hauptacts ging. Während Jennifer Rostock ihre schöne, aber übliche Show, durchrockten, positionierten sich die meisten schon vor der rechten Bühne, um die britischen Shooting-Stars Asking Alexandria zu sehen. Durch die flachen Bodengegebenheit leider etwas schwierig, wirklich genug von den Herren zu sehen, trotz LED-Leinwänden. Hören allerdings war ein Genuss! Sänger Ben Bruce und seine Band zeigten sich von ihrer Schokoladenseite und machten die dritte wirklich gute Figur an diesem Tag. Die Metalcorer riefen zwar zum Massencrowdsurfen auf, hatten dies aber keinenfalls nötig, denn es wurde friedlich gesurft und gemosht, so oft es ging. Die Ordner hatten einiges zu tun.
Die guten Herrschaften der 1995 gegründeten Band H2O aus New York City waren die nächsten, die auf der Throwdown-Stage überzeugen mussten – und konnten. Nicht nur, dass sie selbst unter Kollegen wohl einige Fans hatten (so schauten auch die Jungs von Deez Nuts oder Agnostic Front bei den alten Hasen vorbei), gewannen sie wohl noch einige andere Vainstream-Besucher für sich. Mit einer guten Portion Hardcore und einer handvoll Charme meisterten Toby und Todd Morse, Rusty Pistachio, Adam Blake und Todd Friend ihren Auftritt mit Leichtigkeit. Und man soll nicht sagen, man sei zu alt für Hardcore – das ist man sichtlich nie.
Allein das Wetter machte einen allmählich alt. Zu warm, zu voll, zu viele erhitzte Köpfe. Wie es an solchen Tagen ist, kamen die Getränkeversorger kaum hinterher die durstigen Münder zu stopfen. Auch die Security versuchte das Gröbste durch eine Wasserschlauchdusche für die Wartenden vor den Bühnen zu verhindern. Gut, für dieses wirklich schöne, aber für ein Festival auf Dauer eher anstrengende, heiße Wetter konnten weder Veranstalter noch Besucher etwas – Sonnencreme raus und Brille aufgesetzt war also Ansage des Tages. Die wahren Fans hatten damit kein Problem – gerockt wurde trotzdem bis zum Umfallen.
Langsam aber sicher wurde es immer spannender und freudiger, was die nächsten Acts anging. Die total gehypten Musiker von Callejon und die US-Amerikaner boysetsfire waren die nächsten an der Reihe. Callejon und ihr Alter Ego Kallejon, die auf wirklich gute Weise deutsche Cover-Songs in Metalcore-Manier zockten, zerrockten die Masse fast bis zum Ende. Eigentlich sah man vor der Bühne nur noch Fans, Fans, Fans der fünfköpfigen Band!
Boysetsfire setzten dann zum grandiosen Schlagabtausch auf der Desperados-Bühne an. Überall mitsingende und jubelnde Menschen, wohin man sah. Egal, ob vor, neben oder hinter der Bühne.
A Day To Remember – Die geheimen Headlinder des Rockfests
Um 19.40 Uhr war es dann endlich soweit: A Day To Remember betraten die Bühne – die Band, wegen denen (wenn man ehrlich ist) wohl einige der mehreren Tausend Besucher gekommen waren. Jeremy KcKinnon, Kevin Skaff, Neil Westfall, Joshua, Woodard und Alex Shelnutt waren die geheimen ersten Headliner des diesjährigen Vainstream Rockfests. Und wie sollte es anders sein, schrie die Masse schon bei den ersten Tönen von Songs wie „All I Want“ oder „Have Faith In Me“ auf und mit! Ihr melodischer Postcore-Sound, den sie mit Growls und kleinen Breaks ausschmücken, kommt eben verdammt gut an. Auch die fünf Amis hatten eine Menge Spaß und feierten mit.
Zweite Headliner des Tages waren natürlich die Musiker rund um Frontsänger-Beau Winston McCall: Parkway Drive! Ein Hit nach dem anderen hauten sie raus und ließen kaum Luft zum atmen. Ausnahmslos alle tanzten, pogten, moshten, sangen, growlten … mit! Dass sie nur eine knappe Stunde auf der Bühne standen war fast zu schade.
Zu guter Letzt um 21.30 Uhr kamen dann noch, zwar ohne Feuer aber mit einer famosen Lichtshow, DIE Melodic-Death-Metaller aus Schweden In Flames auf die Bühne. Wie alte Bekannte waren sie mit dem Publikum direkt auf Du-und-Du und schlossen das Vainstream Rockfest 2013 mit einer wirklich tollen Show ab! Besser hätte es einfach nicht enden können.
Fazit
Musiktechnisch war das Vainstream Rockfest auf jeden Fall eine Klasse für sich. Und das zu einem Preis, den man für solche Bands gern ausgeben sollte. Trotz irre heißem Wetter scheuten sich die Fans nicht zu rocken, was das Zeug hält. Über kleine Unstimmigkeiten in der Orga oder Logistik und ein eventuell zu volles Gelände kann man unter diesen Umständen hinweg sehen. Denn irgendwie gehört solch eine Masse an unterschiedlichen Menschen doch zu einem richtigen Festival dazu!
Vainstream Rockfest 2013
6. Juli 2013
Münster