Im Essener Stadtteil Horst steht die ehemalige Horster Mühle. Sie ist mittlerweile ein aktives Wasserkraftwerk. Der denkmalgeschützte Gebäudekomplex an der Ruhr ist sehr alt und erzählt viel über die Geschichte der Industrie. Er gehört der Route der Industriekultur an und das Gelände kann besichtigt werden.
[ruhr-guide] Die Horster Mühle zählt zu den ältesten Mühlenanlagen in Essen, denn ihre Existenz wurde erstmals im Jahre 1319 in einer Urkunde dokumentiert. Das ist schon viele Jahre her und seitdem hat sich einiges verändert, darunter auch der Standort der Mühle. Damals befand sie sich etwa 300 Meter entfernt vom heutigen Wasserkraftwerk. Als ab dem Jahr 1774 neue Wasserbauten entstanden, wurde der Standort der Mühle verlagert. Sie liegt nun gegenüber der Schleuse Horst. Damals wurde sie zur Herstellung von Öl, als Fruchtmühle und als Blaumühle verwendet. Die Mühle wechselte einige Male ihren Besitzer. Im Jahr 1846 nahm der Essener Industrielle Wilhelm Niemann die Horster Mühle in Besitz. Als nächstes wurde der Fabrikbesitzer Wilhelm Vogelsang im Jahr 1910 ihr neuer Eigentümer. Vogelsang baute sie dann zu einem Wasserkraftwerk um. Außerdem ließ er dort eine Karbidfabrik entstehen. Es entstand ein Gebäudeensemble, aus dem ein hoher Schornstein herausragt, der noch bis heute den Namen Vogelsang trägt. Bereits im Jahr 1932 endete die Karbidproduktion in der ehemaligen Mühle und die Stilllegung des Kraftwerks folgte im Jahr 1977 wegen Unwirtschaftlichkeit. Die Horster Mühle wurde 1984 zu einem Baudenkmal erklärt, da sie die Geschichte der Menschen widerspiegelt. Sie verdeutlicht noch heute unter anderem die Ruhrschiffbarmachung, das Gewerbeleben an der Ruhr und den Maschinenbau.
Die Restaurierung der Anlage
Im Jahr 1985 kaufte der Bauunternehmer Franz Rudolph den Gebäudekomplex zu einem symbolischen Preis von 1 DM. Rudolph ist ein außergewöhnlicher Sammler, denn er sammelt keine Münzen oder Spielzeugautos, sondern Elektrizitätswerke. Als er die Anlage erwarb, standen noch alle Generatoren still und man konnte deutlich erkennen, dass hier vor langer Zeit viele Leute gearbeitet haben. Es lagen Handschuhe rum und einige Jacken hingen noch an der Garderobe. Die alten Turbinenteile und die Generatoren stammen zum Teil noch aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Mit etwa 17 Millionen DM restaurierte Rudolph die alte Anlage. Im Rahmen der Restaurierung wurden die Wände innen und außen frisch gestrichen, die Fenster wurden instandgesetzt und alles wurde gereinigt. Auch die alte Maschinenausstattung in der Halle wurde so restauriert, dass sie als Ausstellungsstück eines Museums fungieren könnte. Die Generatoren wurden wiederhergerichtet und sahen beinahe so aus, als könnten sie wieder benutzt werden. Sie können sogar noch Strom erzeugen. Rudolph wollte aus dem Gebäude nicht nur ein Museum machen, er wollte auch das Kraftwerk wieder zum Laufen bringen. Mit neuen Generatoren und leistungsstärkeren Turbinen hat er die Wasserkraftanlage modernisiert. Die alten Generatoren stehen jedoch noch immer an ihrem Platz. Das ganze Elektrizitätswerk wurde neu verkabelt und mit modernster Technik ausgestattet. Seit 1989 liefert das Kraftwerk wieder Strom in das Netz des RWE und versorgt viele Haushalte. Die neuen Turbinen werden nun wieder von Wasser angetrieben und ein vollautomatischer Rechen fischt regelmäßig den Schmutz aus dem Wasser, damit er nicht in die Turbinen gelangt.
Die Route der Industriekultur
Die Horster Mühle liegt auf der Route der Industriekultur. Das Baudenkmal gehört zu der Themenroute „Geschichte und Gegenwart der Ruhr“, da sowohl die Vergangenheit als auch die heutige Verwendung der ehemaligen Mühle für Geschichtsliebhaber von großem Interesse ist. Das Gelände des Kraftwerks kann besichtigt werden, doch die Innenanlagen der einzelnen Häuser und Fabriken sind für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Sie können das Gelände des Kraftwerks beispielsweise bei einer Radtour erkunden. Auf der gegenüberliegenden Seite finden Sie zudem noch die Schleuse Horst.
Horster Mühle
In der Lake
45279 Essen-Horst
Weitere Informationen auf:
www.visitessen.de
Fotos: Diana Blinkert