Dass der Gasometer, wie sein Name schon sagt, einmal mehr war als ein Ausstellungsraum mit Aussichtsplattform, dürfte weit über das Ruhrgebiet hinaus bekannt sein. Das im Klartext Verlag erschienene Buch „Gasometer Oberhausen. Geschichte – Technik – Arbeit“ will nachzeichnen, inwieweit „dieses Bauwerk einmal das Zentrum eines die ganze Stadt überspannenden Energiekreislaufes war“.
[ruhr-guide] Auf der Route der Industriekultur ist er einer der Blockbuster, ein Highlight bei jeder Besichtigungstour durch das Ruhrgebiet. Egal welche thematische Führung man im Gasometer mitmacht, es wird grundsätzlich die ursprüngliche Funktion des Gasscheibenbehälters erläutert und seine Geschichte angerissen. Dass Eckhard Bolenz in seinem Vorwort zum Buch „Gasometer Oberhausen. Geschichte – Technik – Arbeit“ diesen aktiven Umgang mit der Vergangenheit des Stahlriesen und seine Position innerhalb der Stadt Oberhausen nun nicht nur in Frage stellt, sondern die Bewusstmachung der Geschichte als beinahe nicht existent darstellt, kann man nur darauf zurückführen, dass er Hände ringend nach einer Existenzberechtigung für dieses Buch suchte. Wie wären solch absurde Sätze wie „Kaum jemand erinnert sich heute noch an seinen ursprünglichen Zweck und an seine technische Bedeutung. Innerhalb weniger Jahre wurde aus einem selbstverständlichen Teil der alten industriellen Mitte Oberhausens ein Fremdling in der ‚Neuen Mitte‘ der Stadt.“ sonst zu interpretieren?
Sieht man über den Anspruch sowie die kurzen und bisweilen zu wissenschaftlichen Texte zu den Kapiteln „Geschichte“, „Technik“ und „Arbeit“ hinweg, findet der interessierte Leser in diesem Buch zahlreiche Fotografien aus den Anfangstagen des Gasometers und der umliegenden Industrieanlagen bis Anfang der 50er Jahre. Besonders spannend sind hier die Aufnahmen von Karl Freimuth und Walter Kaldenhovon, die im Jahr 1949 als Arbeiter den Gasometer wieder aufbauten und dies eindrucksvoll dokumentierten. Bekannt dürfte darüber hinaus die Aufnahme von Karl Fuchs inzwischen sein. In gut 100 Meter Höhe fotografierte er in den 30er Jahren einen Arbeiter, der sich zur Pause an den Rand des Gasometers gesetzt hat und von dort oben einen phantastischen Blick über das Revier hat. Beinahe erinnert dieses Foto an das berühmte New Yorker Postermotiv „Lunchtime Atop a Skyscraper“.
Ein letztes Kapitel beschäftigt sich mit den neuen Aufgaben für den alten Gasbehälter und zeigt nach einem knappen Abriss von der Stilllegung bis zum Umbau des Gasometers in einen Ausstellungs- und Veranstaltungsort eine wunderbare Panoramaaufnahme der Baustelle des CentrO im Herbst 1994. Wenn hier das Oberhausener Wahrzeichen wie ein Fels in der Brandung erscheint, verschwindet er auf der Aufnahme aus Ralf Kreuels‘ Serie „keine Nacht – nirgends“ fast im Dunst der Reviernacht.
Tipp: Für eingefleischte Revierfans und Büchersammler mit Freude an historischen Aufnahmen.
„Gasomter Oberhausen. Geschichte – Technik – Arbeit“
Eine Publikation des Landschaftsverbandes Rheinland
1. Auflage Oktober 2007, Klartext Verlag, Essen
80 Seiten, zahlr. Abb. broschiert, € 9,95, ISBN 978-3-89861-718-5
(sl)