Deckblatt, Foto: Wartberg Verlag GmbH

Gerettet! Grubenunglücke im Revier

Mit der Schließung der letzten Zeche Deutschlands Ende 2018 sind zahlreiche Erinnerungen an die Zeit unter Tage wieder an die Oberfläche gekommen. Friedhelm Wessel hat es sich zur Aufgabe gemacht, nicht nur die schönen Erlebnisse des Kohleabbaus zu porträtieren, sondern auch von den Herausforderungen und Gefahren, denen die Kumpel tagtäglich ausgesetzt waren, zu erzählen. In mühsamer Recherche hat er einen historischen Abriss von Grubenunglücken in den hiesigen Zechen zusammengestellt, welcher im Wartberg Verlag erschienen ist. Dabei greift er auf Schwarzweißaufnahmen, Zeichnungen und Augenzeugenberichte zurück, die diese emotionalen Ereignisse für die Gegenwart greifbar machen.

[ruhr-guide] Der Bergbau hat das Ruhrgebiet und die Menschen über die Jahrzehnte der Industrialisierung hinweg geprägt. Leicht in Vergessenheit geraten bei den verklärten Erzählungen die zahlreichen Unglücke, bei denen tapfere Kumpel tagelang Untertage gefangen waren oder sogar tödlich verunglückten. Nicht selten verloren die Deckblatt, Foto: Wartberg Verlag GmbHÜberlebenden nach ihrer Rettung die Nerven und entschieden sich für einen Berufswechsel. Wessel erzählt von persönlichen Schicksalen der Bergleute und spektakulären Rettungsaktionen durch die Grubenwehren.

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Wie sind eigentlich die Grubenwehren – die Helden ohne Cape – entstanden? Und wie ist man mit der Hiobsbotschaft eines eingeschlossenen Kumpel umgegangen? Überlebende, Angehörige und Retter schildern von den schrecklichen Stunden des Wartens und des Hoffens, von Geistesblitzen, die zu unglaublichen Rettungen geführt haben und der anschließenden Wiedersehensfreude. Das starke Zusammengehörigkeitsgefühl der Bergleute und das strikte Ablehnen einen der ihren aufzugeben, spiegelt sich in den Befreiungsaktionen wieder. So wahr für die Retter klar, als Günter Barnehl mit einem Kameraden in seinem Verließ unter der Erde hockte: „Der Günther lebt, ich rieche es!“. Man kennt sich einfach! Der damals 19-jährige war nämlich dafür bekannt, gerne auch mal bei der Arbeit zu rauchen. Die Retter behielten recht und so wurden die beiden Bergleute nach 84 Stunden gerettet. Die Sammlung Wessels zeigt, dass sich enge Verbundenheit der Kameraden mehr als einmal ausgezahlt hat.

Arbeit mit Risiko

Auf 63 Seiten greift der Friedhelm Wessel mehr oder weniger glimpflich ausgegangene Grubenunglücke von 15 Zechen des Ruhrgebiets auf. Es dient nicht nur als Erinnerung an die Vergangenheit des Reviers, sondern auch als Andenken an die verstorbenen Bergleute sowie die tapferen Retter, die alles für das Überleben ihrer Kameraden riskierten. Der Teil einer Gemeinschaft, ein Teil des Reviers zu sein, barg auch unvorhersehbare Gefahren, die einige Arbeiter mit dem Leben bezahlten. Dieses Risiko gehörte genauso zum Bergbau wie Abbauhammer und Förderturm.

Fazit:

Das Buch „Gerettet! Grubenunglücken im Revier“ aus dem Wartberg Verlag zeigen die andere Seite des Bergbaus, die Gefahren, die Untertage lauerten. Gleichzeitig werden in den spektakulären Rettungsaktionen erneut die prägenden Merkmale der Kameradschaft und Gemeinschaft der Bergleute deutlich. Empfehlenswert für jeden, der sich für die Geschichte des Ruhrgebiets interessiert und mehr über das Leben auf‘m Pütt erfahren möchte.

Gerettet! Grubenunglücke im Revier

Von Friedhelm Wessel
Wartberg Verlag
1. Auflage 2018
Hardcover, 63 Seiten
12,90 Euro

Foto: Wartberg Verlag GmbH

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