Malorny, Erntedankfest Coverfoto

Hartmuth Malorny – Erntedankfest

Inmitten eines kleinen Dorfes passiert nicht viel. Jeder kennt jeden und ist von jedem auf eine ganz bestimmte Art und Weise abhängig. So ist es auch in Hartmuth Malornys Erntedankfest. Schulden häufen sich. Abzahlungen finden in der Regel nicht durch Bargeld, sondern durch Alkohol und Drogen statt. Zumindest bei dem Protagonisten und seiner Frau Lusia. Ein Roman der weniger die Illusion eines romantischen Dorflebens beibehält, als dass er die Vielfältigkeit an Persönlichkeiten am Rande der Zivilisation präsentiert.

[ruhr-guide] Es ist Sommer. Der namenlose Protagonist und seine Frau, Malorny, Erntedankfest Coverfoto unverheiratet, bestreiten den Morgen ohne jegliche Regeln und feste Normen. Lediglich journalistische Aufträge halten beide über Wasser. Und eben der Drogenverkauf, den beide in ihrer beinahe heruntergekommenen Villa im Dorf betreiben und der seine Blüte vor allem beim jährlichen Erntedankfest erlebt. Ansonsten halten sich beide gerne sozial abgeschottet auf.

Diese Antisozialität beruht jedoch nicht auf Unfreundlichkeit des Protagonisten und seiner Lebensgefährtin. Keineswegs. Beide sind in ihrem Dorf gern gesehene Gäste. Lusia besonders durch ihre aufgeweckte Art und Weise. Bei ihrem Partner hingehen hängt dies vor allem mit dem Anbau und der Abgabe von Marihuana auf ihrem Grundstück zusammen, das er, zumindest zu Beginn dieser Erzählung, für einen günstigen Preis an seine Nachbarn verkauft. Stets neue Gestalten besuchen das Paar in ihrem Anwesen, um sich mit der nötigen Menge der pflanzlichen Droge und dem selbst gebrauten Alkohol einzudecken.
Eine mehr oder weniger freundschaftliche Zweckgemeinschaft innerhalb der Dorfgemeinschaft entsteht.
Erntedankfest von Hartmuth Malorny bietet einen regen Tauschhandel zwischen Leistungen, Drogen und Alkohol. Und ein Erntedankfest, was vielleicht mehr verspricht.

Hartmuth Malorny

Und auch in diesem Roman spielt Malornys bukowskische Art mit ein. Auf moralisch fragwürdigen Lebensentwürfen begründet, lässt der gebürtige Wuppertaler ein Dorf auferleben, welches dem beseelten Romanliebhaber nicht in seinen entferntesten Träumen Gewahr werden würde. Zerrüttete Persönlichkeiten – ein Paradebeispiel für die Schreibweise des vielfältigen Schriftstellers.

Fazit

Hartmuth Malornys Erzählung Erntedankfest lässt sich keineswegs mit den typisch idyllischen Dorfromanen, wie sie aus der Romantik stammen, vereinen. Viel mehr handelt dieses Buch von schrillen Gestalten, einem nicht ganz so legalen Handelsweg und verschiedenen Schicksalen, die alle eins gemeinsam haben: Das Dorfleben und die Sehnsucht nach etwas Besserem. Ein Hoch und Tief, dass es zu lesen gilt.

Hartmuth Malorny – Erntedankfest

Hartmuth Malorny
Wiesenburg Verlag, erschienen am 9.10.2016
268 Seiten, Taschenbuch, 14,90 €
ISBN: 978-3-95632-404-8

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