Der Bergbau ist ein sehr wichtiger Aspekt in der Geschichte unserer Region. Lange Zeit prägte er Landschaft und Menschen. Mittlerweile sind allerdings fast alle Zechen und Bergwerke stillgelegt. 2018 schließen die letzten Zechen im Ruhrgebiet und es bleiben immer weniger Merkmale, die an diese Zeit erinnern. Wolf R. Ussler und Thomas Stelzmann erzählen in ihrem Bildband „Keine Kohle mehr“ die Geschichten von 51 Bergleuten, ihre Zeit unter Tage und ihr heutiges, durch den Strukturwandel verändertes Leben.
[ruhr-guide] Die Düsseldorfer Fotografen Wolf R. Ussler und Thomas Stelzmann befassen sich in ihrem Bildband „Keine Kohle mehr“ mit der Geschichte von ehemaligen Bergleuten. An ihren einstigen Arbeitsplatz zurückgekehrt, wurden sie in Szene gesetzt und fotografiert. Sie nehmen uns mit auf eine Reise durch die Region des Bergbaus, durch das Gebiet um Rhein, Ruhr, Lippe und Emscher. 51 ehemalige Bergmänner gewähren Einblick in ihre Vergangenheit und ihre, durch den Strukturwandel veränderte und zum Teil eingeschränkte, Situation. Das Vorwort verfasste Sönke Wortmann, welcher selbst Sohn eines Bergmannes ist.
Zechensterben und Umfunktionierung
Jedes Bild erzählt auf packende und ehrliche Art und Weise eine Geschichte. Zum Beispiel die von Peter Hullermann, der über sich selbst sagt, er sei quasi auf der Seilscheibe geboren worden, denn schon sein Elternhaus lag auf dem Werksgelände der Zeche Holland in Gelsenkirchen. Auch heute widmet er sich noch gern seiner früheren Arbeit und leitet Besucherführungen durch die Kokerei Zollverein, seine ehemalige Arbeitsstätte.
So auch Dieter Rogosch. Er führt Interessierte Touristen und Ortsansässige durch seinen einstigen Arbeitsplatz, die Zeche Nordstern in Gelsenkirchen. Auch ihm wurde der Bergbau bereits in die Wiege gelegt, denn schon sein Groß- und Stiefvater haben unter Tage ihr Geld verdient.
Aber nicht jeder der ehemaligen Bergmänner widmet sich heute noch immer seiner einstigen Arbeit. Werner Link, früher Bergmann auf der Zeche Graf Moltke, wurde nach seinem vorzeitigen Ruhestand mit 49 Jahren Fahrer eines Behindertentransports.
Neben den ehemaligen Arbeitern erleben auch die Zechengelände den Wandel mit und werden heute teilweise anderweitig genutzt. So wurde die Zeche Engelsburg in Bochum mittlerweile zu einem Straßenbahndepot umfunktioniert.
Damals und heute
Der Fokus der 51 schwarz-weiß Fotografien liegt auf dem Menschen und seiner Geschichte. In einer, für den jeweiligen Protagonisten gegenwärtigen, alltäglichen Situation, wurde jeder einzelne der Bergmänner in der Kulisse ihrer einstigen Arbeitsstätte in Szene gesetzt. So sieht man sie zum Beispiel Rad fahrend, lesend oder tanzend auf den alten Zechengeländen.
Fazit
Auf eine berührende Art und Weise bringen Ussler und Stelzmann dem Leser mit aussagekräftigen Bildern und packenden Texten die Geschichten und Schicksale der ehemaligen Bergleute näher. Der bei Klartext erschienene Bildband folgt einer klaren, übersichtlichen Linie und ist sehr hochwertig gestaltet. „Keine Kohle mehr“ ist ein mitreißendes Werk, perfekt für jeden, der in die aussterbende Geschichte unser Region und ihren Wandel abtauchen möchte.
Keine Kohle mehr
Klartext Verlag
ISBN: 978-3-8375-1573-2
Preis: 19,95 Euro
Seitenzahl: 112 Seiten, Hardcover
Foto: Klartext Verlag