Vor einigen Jahren hätte ein Titel wie „Kultur an der Ruhr“ manchem Zeitgenossen außerhalb der Region ein sarkastisches Lächeln entlockt und man hätte etwas von Bergbau und Schalke gehört, aber Kultur an der Ruhr?
[ruhr-guide] So ändern sich die Zeiten. Heute zuckt niemand mehr müde mit den Schultern, wenn von Kultur im Ruhrgebiet die Rede ist. Nicht erst seit der Bewerbung um die Kulturhauptstadt 2010 ist das Ruhrgebiet in das Bewusstsein kulturinteressierter Menschen auch außerhalb der Region gerückt. Ob Industriekultur oder RuhrTriennale, Zeche Zollverein oder Ruhrfestspiele – das kulturelle Potential der Region wird inzwischen auch international wahrgenommen. Große Sportereignisse wie der Ruhrmarathon oder die World Games bewegen nicht nur das Ruhrgebiet. Aber neben den ganz großen Namen findet Kultur vielseitig auch häufig im Kleinen statt.
Bei dem unglaublich vielfältigen Kultur-Angebot des Reviers kann man schnell den Überblick verlieren. Damit dies nicht geschieht, nimmt uns ein neues Buch aus dem Klartext-Verlag an die Hand – mit dem Titel „Kultur an der Ruhr“. Auf 188 Seiten werden die diversen Theater, Museen, Festivals, Kirchen usw. dem Leser vorgestellt. Den Autoren sei Dank wird der Kulturbegriff hier nicht klassisch und eng gefasst, sondern den kulturellen Realitäten angepasst. So hat unter anderem auch die Arena AufSchalke ihren Weg in das Buch gefunden, denn „Wer an der Ruhr Kultur sagt und dabei den Fußball einfach so ausklammert, der muss zwangsläufig ein Eigentor schießen.“
Selbstverständlich finden sich in „Kultur an der Ruhr“ auch die bekannten Standorte der Industriekultur, wie das Weltkulturerbe Zeche Zollverein in Essen oder die
Jahrhunderthalle in Bochum und auch die weniger bekannten, wie die Zeche Hannover. Selbstverständlich sind auch die „klassischen“ Museen vertreten, wie das Skulpturenmuseum in Marl, das Ikonenmuseum in Recklinghausen oder das Folkwangmuseum in Essen. Aber auch das Kochbuchmuseum in Dortmund oder die Künstlersiedlung Halfmannshof in Gelsenkirchen werden erwähnt. Neben den großen Kirchen wie dem Essener Dom finden sich auch kleinere Gotteshäuser wie die Stiepeler Dorfkirche wieder. Fehlen dürfen natürlich auch nicht die großen Theater wie das Schauspielhaus Bochum, aber auch kleine Festivals wie die Kettwiger Kabarett-Tage.
Das Buch spannt einen erfrischenden Bogen über die Kulturlandschaft Ruhrgebiet und wirft auch einen Blick auf die Kultur abseits der großen Namen. Jeder Artikel stellt die jeweilige Einrichtung informativ vor und ist mit den üblichen Adressdaten versehen – incl. dem Link zur jeweiligen Website. „Kultur an der Ruhr“ verfügt über einen alphabetischen Index und ein Städteregister. Das Buch wird von Gudrun Norbisrath herausgegeben und ist durchgängig farbig bebildert. Das Buch kostet nur 5 Euro ist damit für jeden Geldbeutel erschwinglich.
Fazit: Wer sich für die Kultur an der Ruhr interessiert – sei es als Einheimischer oder Tourist – sollte sich das Buch unbedingt näher anschauen: hier findet vermutlich jeder noch etwas, was ihm bis dahin unbekannt war.
Kultur an der Ruhr. Von A wie Aalto bis Z wie Zollverein
Hrsg. v. Gudrun Norbisrath, Essen 2005, Klartext-Verlag, 188 S. m. zahlr. Fotos, 20 cm, ISBN 3898614239, EUR 5,00
(pk)