Im Rahmen der Kulturhaupstadt Ruhr 2010 werden zahlreiche Projekte das Ruhrgebiet bereichern. Unter dem Titel „Mythos Ruhr begreifen“ gibt es eine Reihe von Veranstaltungen, Ausstellungen und Führungen, die sich explizit mit der Vergangenheit und der Entwicklung des Gebietes zu dem, was es heute ist, beschäftigen. Um den Mythos Ruhr zu begreifen, reicht es nicht, nur über Industrialisierung und Fußball zu reden. Allein die Entwicklung des Ruhrgebiets im Mittelalter, als das Areal von Ruhr bis Emscher unter der Macht von Äbtissinnen stand, trug viel zum heutigen Charakter bei.
[ruhr-guide] Von einer gradlinigen Entwicklung des Ruhrgebiets kann im Rückblick nicht die Rede sein. Im Gegenteil, der Weg zum heutigen Ballungsraum Ruhrgebiet war ein sehr langer und kurvenreicher: Angefangen bei den ersten Besiedelungen bis hin zur Industrialisierung und zum heutigen Strukturwandel, dem Auf und Ab von blühendem Wohlstand zu massenhafter Armut und den vielseitigen Einflüssen zahlreicher Kulturen, deren Zusammenleben im Ruhrgebiet eine frühe Auseinandersetzung mit dem Thema Integrationspolitik mit sich brachte. All dies hinterließ Spuren, die im Rahmen der Ruhr 2010 zum Teil neu belebt oder reinsziniert werden.
Ein weiterer Faktor, um zum Verständnis des Mythos Ruhr beizutragen, ist die Auseinandersetzung mit den Menschen – den Millionen, die hier leben und lebten und Einzelnen, die zu Helden wurden, großes vollbrachten und die Region vorantrieben. Besonders denen, die nur allzu oft vergessen werden, wird in den Projekten rund um die Kulturhauptstadt 2010 noch einmal eine Stimme verliehen.
In drei Kategorien ist dieses Programmthema unterteilt worden: „Die Kunst der Erinnerung“, „Erste Liga“ und „Glauben“.
Kunst der Erinnerung
Im Bereich Kunst der Erinnerung dreht sich alles um die Vergangenheit des Reviers. Von den Szenarien des Mittelalters, den Einflüssen der Industrie, den Menschen, die ihre Umgebung maßgeblich veränderten, den Helden der Vergangenheit und mutigen Frauen wird hierbei die Rede sein. Projekte zum Thema sind unter anderem die Ausstellung „HELDEN. Von der Sehnsucht nach dem Besonderen“ im LWL Industriemuseum Henrichshütte in Hattingen, bei der dem Besucher von den Heroen der Antike bis hin zu Horst Schimanski regionale wie überregionale Helden der Gegenwart und der Vergangenheit begegnen. Weiterhin wird auf dem Internetportal Frauen.Ruhr.Geschichte anhand von Biografien von Frauen, die pfiffige Geschäftsfrauen, pflichtbewusste Dienstmädchen oder berühmte Künstlerinnen waren, gezeigt wie diese die Region wirtschaftlich, politisch und kulturell mit gestaltet haben. Ein imposantes Bild geben im Mai die Schachtzeichen über der Metropole Ruhr ab. An die 400 beleuchtete Ballone werden dann an jenen Stellen schweben, an denen sich einst die Kumpel vom Sonnenlicht verabschiedeten, um an ihre Arbeit zu gehen.
Erste Liga
Der Bereich Erste Liga umfasst Projekte rund um den im Ruhrgebiet so heiß geliebten Sport. Im Juni wird bei den Sportkulturen Ruhr dargestellt, wie interkulturell doch all die Sportarten sind, mit denen wir uns alltäglich umgeben. Beim Ruhr2010 Cup spielen 8 europäische Juniorenmannschaften um den Cup der Kulturhauptstadt und beim Sternlauf der Religionen werden Menschen aus unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften von ihren jeweiligen Gotteshäusern Kurs auf die Mülheimer Müga-Wiese nehmen. Ob zu Fuß, auf Inline-Skates oder mit dem Rollstuhl kann jeder daran teil haben.
Das Programm der dritten Kategorie beschäftigt sich mit dem Glauben der Menschen in der Metropole Ruhr. In mehreren Projekten soll Menschen, die nichts über die jeweiligen Religionen wissen, ein Zugang geebnet werden. Zum Beispiel werden das ganze Kulturhauptstadtjahr hindurch insgesamt 2010 Spirituelle Kulturtankstellen ihren Besucher die Türen öffnen. Von Mai bis Juli werden jüdische Musik und Kultur bei der Ruhr Biennale erlebbar gemacht. Und innerhalb des Projektes Night Prayer stellen verschiedene Religionen in der Metropole Ruhr ihren Glauben, ihre Ästhetik und ihre wichtigen Orte vor.
Das komplette Programm finden Sie auf der Internetpräsenz Ruhr 2010.
Fotos: Manfred Vollmer, LSB NRW/Erik Hinz, Ullrich Sorbe.