Von der zierlichen Halskette bis zur mannshohen Skulptur: In ihren Werken hat sich die Künstlerin Yra Våge voll und ganz Naturmaterialien – insbesondere dem Rohstoff Holz – verschrieben. Seit dem 14. Juni präsentiert die gebürtige Dortmunderin, die seit 25 Jahren in Norwegen lebt, ihre Holzkunst erst-mals in Deutschland. Im Haus des Tischlerhandwerks an der Kreuzstraße sind die Werke noch bis zum 14. Juli ausgestellt. Der Eintritt ist kostenlos.
„Ich war nie ein Stadtkind und fühlte mich seit jeher von der Natur angezogen und in ihr zuhause“, sagt Yra Våge. „Bäume haben mich dabei immer besonders fasziniert. Sie stehen für Beständigkeit und Verlässlichkeit.“ Bei ihrer Arbeit geht sie deshalb auch sehr sensibel und respektvoll mit ihrem Material um. „Ich nutze das Holz, das ich rund um mein Haus finde“, sagt die 50-Jährige. Meist handelt es sich dabei um Bäume, die unter Schneelasten zusammengebrochen sind, von Bibern angenagt oder vom Wind umge-drückt wurden. „Ich betrachte meine künstlerische Arbeit als eine Erweiterung des Lebenszirkels des jeweiligen Materials. Ein Baum wird zum Beispiel zu einer Skulptur und erhält so zusätzliche Bedeutung.“
Kunst soll Kraft geben
Während ihrer Arbeit ist Yra Våge sich der Wirkung ihrer eigenen Energien bewusst: „Ich arbeite deshalb auch nie, wenn ich sauer oder wütend bin – denn diese Empfindungen würden sich dann in der Skulptur oder in dem Schmuckstück wiederspiegeln und auf den Betrachter weiterwirken.“ Vielmehr möchte sie mit ihren Werken positive Gefühle auslösen. „Meiner Meinung nach hat Kunst nicht die Aufgabe, Missstände oder Probleme in der Gesellschaft hervorzuheben“, sagt die Künstlerin. „Vielmehr ist sie dafür da, den Menschen die Kraft zu geben, um schwierige Situationen zu meistern und Sachen zu verändern.“
Traditionelle Heilmethoden
Seit 1985 lebt die gebürtige Dortmunderin in ihrer Wahlheimat Norwegen. Unter ihrem Geburtsnamen Heike Sudhoff absolvierte sie in Deutschland zunächst eine Ausbildung zur Sozialarbeiterin. „Diesen Beruf habe ich jedoch nie wirklich ausgeübt“, sagt sie. Im Laufe der Jahre hat sich die dreifache Mutter neben ihrem künstlerischen Schaffen die Techniken traditioneller Heilmethoden angeeignet. Ihren norwegischen Namen hat sie mit Bedacht gewählt: Yra leitet sich aus dem Wort Yr ab, mit dem in Norwegen leichte, weißliche Nebelschwaden bezeichnet werden. Våge steht für die Aufforderung „Wag es“, „Trau dich“.
Faszination Holz erleben
Der Fachverband Tischler NRW bietet mit seiner „Galerie im Haus des Tischlerhandwerks“ eine Ausstellungsreihe, die die kulturelle Komponente des Tischlerhandwerks fördert. Abseits des handwerklich-pragmatischen und werkstofforientierten Blicks auf das Material Holz zeigen unterschiedliche Künstler hier immer wieder ungewohnte Facetten des Werkstoffes und machen die Faszination Holz immer wieder neu erlebbar.
Die Holzkunst von Yra Våge ist unter dem Titel „Das Unbekannte entdecken“ vom 14. Juni bis zum 14. Juli im Haus des Tischlerhandwerks NRW, Kreuzstraße 108-110, in Dortmund zu sehen. Die Ausstellung ist montags bis donnerstags von 8.00 bis 17.00 Uhr und freitags von 8.00 bis 15.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
Text: Jens Südmeier
Bild: Tischler NRW