Prosit zum Wochenende, Foto - pixabay / Jozef Mrkwa

Die Abenteuer von Stanislav und Stanija Stankowski – Kneipenabend mitte Kumpels

Der gemeine Ruhrgebietler geht, so scheint es nach außen hin, einem ganz normalen Beruf nach und lebt anschließend sein Privatleben so vor sich hin. Aber ist dem wirklich so? Wir widmen uns auf der Suche nach Antworten der Familie Stankowski und ergründen dabei Tiefen, deren Existenz wir zuvor nicht einmal erahnen konnten.

Prosit zum Wochenende, Foto - pixabay / Jozef Mrkwa

[ruhr-guide] Nach einem langen und hinreichend erfolgreichen Arbeitsfreitag treffen Stanislav Stankowski und seine Kumpels sich wie üblich in ihrer Stammkneipe, resümieren bei einem Glas Köpi oder auch mehreren über den Verlauf der vergangenen Arbeitswoche und legen ihre Wochenendplanung dar. “Hömma, wat war mitm Chef denn schon wieda falsch ey?!”, legt Schrammi wohlüberlegt den Grundstein für die folgende Unterhaltung. “Der is doch nich mehr ganz frisch im Kopp!” Das pfiffige Wortspiel bleibt nicht unbemerkt (heißt besagter Chef doch Friedrich Frisch): “Hasse “Es” im Kino gekuckt oder welchen Horrorclown hamse dich zum Frühstück aufgetischt?”, tönt es von der Theke zu ihnen: Kalle Kampinski kommt mit der frisch bestellten ersten Fuhre Bier zurück an den Tisch.

Revolutionäre Umtriebe

“Wat hattn der Frisch angestellt?”, interveniert Bernhard Beckmann. “Hatter ma wat anderes gemacht wie mit seinem Bergmannsjojo zu spielen?” “Dat schafft der trotz Schnäuzer? Reschpekt!” “Mensch Malo, darum gehtet doch jetz nich”, rügt Stanis seinen Schwager Malo Markovic so sanft wie möglich. “Wat isn jetz mit unsern Experten ausse Chefetage los, Schrammi?” “Ach der hat mich aufm Kieker, ständich isser am Rummeckern über meine eins a Beleuchtungstechnik in letzter Zeit!” “Vielleicht hättse dich nich drüber lustich machen sollen, dass Frida und Friedrich Frisch n paar komische Namen sind fürn Ehepaar.” “Ja aber recht hatter doch, dat klingt doch echt banane, hat meine Kriemhild auch gesacht!”, nutzt Kalle Kampinski rhetorisch geschickt ein klassisches Autoritätsargument. “Ach der is doch krabetzich woer kann der alte Heiopei, der sucht nach Gründen wien Schwein nache Trüffel,” mischt sich Marek mit einer kreativen Parallelenziehung ein. “Ja und konsumieren tuter die wie Kalle sein Bier!” Dieses war in der Tat schon recht gut ergründet – Kalle war schon immer ein forsch(end)er Mensch gewesen. “Dat wär mich alles noch egal wenn dat nich son Rachulla wär, wir werden ja schlechter bezahlt wie beim Spargel stechen!” Marek Wisniewski muss es wissen, schließlich war er deshalb ürspringlich nach Deutschland gekommen, hatte recht schnell dauerhaft Fuß gefasst und schließlich seine Frau Ivana kennengelernt, die eine geborene Markovic war. “Der markiert den Pattenpapst und nimmt den Bonzenheber nach ganz oben und wir kuckn inne Röhre.” Revolutionäre Stimmung macht sich breit und ein Hauch proletarischen Zorns liegt in der Luft.

Der empathische Wirt spürt dies (auch dank seines nach 2 Semestern abgebrochenen Psychologie-Fernstudiums) und bemüht sich, ganz unkommunistisch um sein eigen Hab und Gut besorgt, um die Entschärfung der Gefahrensituation: “Ey Jungs, die nächsten Bier gehn auf mich wa!” Panne ett kirkenseß oder so ähnlich, denkt er sich in verschwommener Erinnerung an den knochentrockenen Lateinunterricht bei Helmut Hartmann vor einigen Jahrzehnten. “Jo danke Cheffe!” Schrammi holt das Tablett gleich selbst ab. “Ja wie iset jetz ihr Revoluzzer, watt machn wa mitm Frisch?”, erkundigt er sich beim Wiederkommen an den Verhandlungstisch. “Ich sachma die Gehaltslage is prekär, da kann man schon ansetzen oda wie seht ihr dat?” Stanis war schon immer ein knallharter Geschäftspartner – schon seinen ersten Golf hatte er um 500 DM nach unten gehandelt. “Joa also son Hunni mehr im Monat wär schon drin dafür, dass wir uns jeden Tach einen abschuften!”

Druck auf die Chefetage

Die Runde prostet sich wohlgemut zu und plant, wie exakt die Forderung angemessen darzulegen sei, während von ihnen im Getümmel unbemerkt Friedrich Frisch an der Theke bereits nachbrütet, wie seine Angestellten zu besänftigen seien. “Son Fuffi mehr und eimma inne Woche Currywurst aufs Haus, dat kommt mich billiger”, murmelt er unter angestrengtem Stirnrunzeln und Nase hochziehen. “Abba dat soll mein Sohn ma durchrechnen, der macht doch jetz schon Funktionen inne Schule, für irgendwat muss die Bildung ja gut sein und dasich den durchgefüttert hab.” In der Aussicht, seinen Sohn Fritz einige Stunden lang beschäftigen und sich ein ruhiges Wochenende machen zu können, verdaut Friedrich die drohenden Einbußen halbwegs, ehe er die horrende Rechnung für sein Bier begleicht und sich unauffällig an der Runde vorbeischleicht. “Hoffentlich hamwa laut genuch revoltiert”, grinst Stanislav Stankowski in sich hinein, dem als Einziger der Obermufti an der Bar aufgefallen war. “Dat erzähl ich nachher meiner Stanija, wat für Erfolge ich hier inner Kneipe erziel – dann lässt die mich da freiwillich hin.”

Foto: pixabay / Jozef Mrkwa

(fw)

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