Wolkenkratzer und Banken, Foto: unsplash, Kilian Karger

Girokonten werden immer teurer – ein Ende des Trends ist nicht in Sicht

Banken in Deutschland drehen immer weiter an der Kostenschraube und erhöhen Gebühren für Kontoführung und andere Dienstleistungen rund um das Girokonto. Das liegt zum einen an den generell gestiegenen Kosten, Hauptpreistreiber sind aber immer schärfere regulatorische Vorschriften, die schwierige Zinslage und die „Kleinstaaterei“ in der deutschen Banken-Landschaft.

Wolkenkratzer und Banken, Foto: unsplash, Kilian Karger

Grafik Ein Ende dieses Trends ist noch nicht abzusehen. Verbraucher können sich aktuell nur durch einen aktiven Wechsel zu einem anderen Girokonto-Anbieter vor steigenden Kosten schützen.

Banken erhöhen kontinuierlich ihre Gebühren

Bankkunden erhalten immer häufiger Post von ihrem Finanzinstitut. Und der Grund ist selten erfreulich. Oft wird über die geänderten AGB oder erhöhten Gebühren informiert, mit dem Hinweis, dass Bankkunden den Änderungen aktiv zustimmen müssen. Diesen bleiben nur zwei Möglichkeiten: Entweder sie stimmen den Änderungen zu oder wechseln die Bank.
Nicht zu reagieren gilt zwar nicht mehr als stille Zustimmung (BGH-Urteil vom April 2021, BGH XI ZR 26/20), es führt schließlich dennoch fast immer zur fristgerechten Kündigung seitens der Bank. Denn diese ist nicht daran interessiert, Kunden mit für sie schlechteren Konditionen zu halten.
Tatsächlich bieten immer weniger Banken ein bedingungslos kostenloses Bankkonto. Laut einer Studie von Finanztest sind mit Stand August 2023 lediglich 9 von 460 getesteten Gehalts- und Rentenkonten bedingungslos kostenlos. Ein weiterer kleiner Anteil ist an Bedingungen wie einen monatlichen Mindestzahlungseingang gekoppelt. Aber auch über ein Treueprogramm (etwa bei der VR Bank West-Thüringen) oder ein zusätzliches Wertpapierdepot (Degussa Bank) können nervige Monatsgebühren entfallen.
Die wenigen kostenlosen Girokonten kommen aber mit Einschränkungen daher: Sie sind auf die Online-Funktionen beschränkt, selbst der SB-Terminal steht dann nicht mehr kostenlos zur Verfügung und auch andere Serviceleistungen können zusätzlich verrechnet werden, die in anderen Kontomodellen inklusive sind.

Bankwechsel als bester Schutz vor steigenden Kosten

Trotzdem scheuen viele Kunden einen Bankenwechsel. Oft sind es die älteren Kunden, die ihrem Genossenschaftsbank- oder Sparkassenkonto selbst nach massiven Preiserhöhungen treu bleiben. Die Gründe hierfür sind vielfältig:

• Man bleibt aus reiner Gewohnheit bei der alten Hausbank.
• Kunden bevorzugen weiterhin die Möglichkeit, jederzeit vor Ort einen Ansprechpartner und Geldautomaten zu haben.
• Sie kommen mit dem Onlinebanking nicht zurecht.
• Es besteht Angst vor einem zu hohen Aufwand
• oder vor Fehlern beim Wechsel.
• Man erwartet bestimmte Leistungen nicht von einer Direktbank.

Doch diese Kundenloyalität befindet sich im Wandel, wie eine Studie der Strategieberatung Oliver Wyman bereits 2018 feststellte. Noch vor der Corona-Pandemie und der dadurch verstärkten Digitalisierung erwogen etwa 7 % der mindestens 65-Jährigen einen Bankwechsel, bei der jungen Generation (18 bis 29 Jahre) waren es sogar 23 %. Letztere wechselten innerhalb der letzten 5 Jahre auch mit 21 % häufiger als andere Altersgruppen die Hausbank.
Die Wechselbereitschaft dürfte im Zuge der Pandemie über alle Altersklassen hinweg sogar noch zugenommen haben – auch weil immer mehr Neo-Banken mit besonders günstigen Girokonto-Modellen und besonders leichtem Online-Banking auf den Markt drängen. Verbraucher sollten sich vor einem geplanten Bankenwechsel gut über das wachsende Angebot informieren.
Vergleichsportale wie KontoGuru.de sind hierfür eine gute Anlaufstelle, da sie die Kosten der verschiedenen Kontomodelle klar gegenüberstellen und so übersichtliche Entscheidungshilfen bieten. Bankkunden sehen so auf einen Blick, ob ihre Bank ihnen noch das beste Girokonto bietet oder ob es günstigere Alternativen gibt.

Deutsche Banken in der Krise

Banken in Deutschland haben immer größere Probleme, profitabel zu wirtschaften und müssen kreativ werden, um neue Einnahmequellen zu generieren. Generell befindet sich die Branche seit einigen Jahren in einer Konsolidierungsphase, die durch die Corona-Pandemie und die damit gestiegenen Kosten in allen Bereichen noch befeuert wurde.
Grund ist der vor allem in Deutschland große Wettbewerbsdruck, insbesondere durch die vielen regionalen Sparkassen und Genossenschaftsbanken sowie der sehr günstigen Online-Banken. So fischten Direktbanken und Fintechs laut einer Studie bei Statista stetig mehr Kunden von den etablierten Banken ab, von 11,91 Millionen Kunden in 2019 zu 15,34 Millionen in 2023. Im Gegensatz dazu verloren die Großbanken im selben Zeitraum 3,9 Millionen Bankkunden.
Aber auch durch den lang anhaltenden Niedrigzins der vergangenen Jahre und die aktuell wirtschaftlich angespannte Lage durch sprunghaft gestiegenen Leitzins und hohe Inflationsraten können die Banken kaum Zinserträge erwirtschaften und verdienen im Aktivgeschäft immer weniger. Hinzu kommen immer strengere regulatorische Vorschriften in den verschiedenen Melde- und Verwaltungsbereichen. Diese benötigen zur Umsetzung mehr Personal und gehen somit mit höheren Kosten einher.

Die Lage bleibt angespannt

Die Zeichen stehen schlecht, dass sich bald etwas am aktuellen Gebührentrend ändert. Bereits in den vergangenen Jahren sind die Kosten für Girokonten überdurchschnittlich stark gestiegen, so auch die Auswertung des Statistischen Bundesamtes. Demnach stiegen die Preise jährlich um bis zu 6,4 %.
Einen Höhepunkt erlebte die Branche laut einer Umfrageauswertung der Beratungsgesellschaft EY in 2022: Hier hoben etwa 50 % der in Deutschland aktiven Banken ihre Gebühren an. Auch Überweisungen, Abhebungen, Karten und Überziehungszinsen wurden bzw. werden planmäßig bei etwa 25 % der Banken teurer.
Parallel dazu wird bei Standorten und Personal kräftig gespart. Schätzungsweise 20 % der Bankfilialen werden bis 2025 laut EY-Umfrage schließen müssen. Bereits innerhalb der Corona-Pandemie wurden 2.500 Niederlassungen Deutschlandweit aufgelöst, und dieser Trend wird sich in den nächsten Jahren leicht abgeschwächt fortsetzen, sodass von den 27.900 Filialen in 2015 noch zwischen 18.000 und 15.000 Filialen abhängig von den jeweiligen Schätzungen im Jahr 2035 bleiben.

Bankkunden vor allem im ländlichen Raum und in den neuen Bundesländern bekommen diese Entwicklung bereits jetzt immer deutlicher zu spüren: Einer Untersuchung der KfW zufolge leiden deren Kreise jetzt unter einer besonders niedrigen Filialdichte; ein Problem, welches sich bis 2035 sogar noch verschärfen und auf die gesamte Nord- und Mitteldeutsche Fläche ausbreiten soll.
Doch nicht nur vor Ort, auch generell schrumpft der Anteil der Beschäftigten im Kreditgewerbe kontinuierlich seit 2001, wie die jährliche Statistik des Arbeitsgeberverbandes des privaten Bankgewerbes e. V. zeigt. Ein Trend, der sich in den letzten Jahren noch beschleunigte und sich nur langsam wieder abschwächt. Selbst das Vorzeige-Fintech Solarisbank aus Berlin tut es den Großbanken gleich und streicht fast 10 % seiner Belegschaft.

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