Prof. Peter Schmitz gewinnt Architektenwettbewerb für den Neubau einer
Synagoge mit Gemeindezentrum in Bochum – Hochkarätige Jury würdigt
Verbindung von „maßvoller Repräsentanz mit hoher Funktionalität
und Klarheit“ – Baubeginn Anfang 2006 geplant.
Bochum/Ruhrgebiet, 10. Februar 2005. Nach zwölf Stunden Beratung kam
die Jury zum Urteil: Der 1. Preis des Architektenwett-bewerbs für die Planung
einer Synagoge und eines Gemeinde-zentrums in Bochum geht an den Kölner
Architekten Prof. Peter Schmitz in Kooperation mit der Landschaftsarchitektin
Prof. Ulrike Beuter von der „Planergruppe Oberhausen“. In ihrer
Begründung würdigte die zwölfköpfige Jury insbesondere
das „entwicklungsfähige Konzept, das maßvolle Repräsentanz
mit hoher Funktionalität verbindet und durch seine Klarheit auch eine
wirtschaftliche Umsetzung erwarten lässt.“ Positiv gewertet wurde
auch die besondere Sorgfalt, die der Entwurf den landschaftgestalterischen
Maßnahmen widmet. Der erste Spatenstich für die neue Synagoge in
direkter Nachbarschaft zum Planetarium Bochum ist für Anfang 2006 geplant.
35 Entwürfe im Kunstmuseum ausgestellt
Das hochkarätige Preisgericht mit u.a. Prof. Mirko Baum (Aachen), Prof.
Günter Pfeifer (Freiburg), Prof. Joachim Schürmann (Köln) und
Dr. Salomon Korn (Frankfurt) tagte am Dienstag, 8. Februar, unter der Leitung
von Prof. Max Bächer (Darmstadt). Die Wahl in dem anonymen Verfahren hatten
die Jurorinnen und Juroren, denen auch Vertreter der Stadt Bochum, der Jüdischen
Gemeinde und des Freundeskreises für eine Synagoge in Bochum zur Seite
standen, aus insgesamt 35 Entwürfen. Insgesamt vergab die Jury vier Preise
und zwei Anerkennungen, dotiert mit insgesamt 28.300 Euro. Alle 35 Entwürfe
waren ab Freitag, 11. Februar, bis Sonntag, 20. Februar, in einer Ausstellung
im Kunstmuseum Bochum zu sehen.
Große städtebauliche Bedeutung
Der ausgezeichnete Entwurf anerkenne die große städtebauliche Bedeutung
des Synagogenneubaus an der Castroper Straße, sagt Stadtbaurat Martin
zur Nedden, Mitglied der Wettbewerbsjury. Das 4.300 qm große Areal –
eine Schenkung der Stadt Bochum an die Gemeinde – liegt am Rand der Innenstadt
in unmittelbarer Nähe zum Stadtpark Bochum mit seinem ensemblegeschützten
Wohnquartier, dem Planetarium Bochum, dem Hildegardis-Gymnasium sowie dem benachbarten
Kunstmuseum Bochum und dem Deutschen Bergbau-Museum.
Metaphorische Andeutung an Tempel und Zelt
Der Schmitz-Entwurf für Synagoge und Gemeindezentrum sieht u.a. einen
großzügigen Foyer-Gemeindesaal, Jugendräume und ein öffentliches
Café vor. Die Synagoge zeichnet sich durch eine einfache Grundform aus
und erlaubt Variationen der Bestuhlung nach südeuropäischer Weise. „Dabei
liegt dem Verfasser auch eine metaphorische Andeutung an den Tempel und das
Zelt am Herzen,“ heißt es in der Urteilsbegründung. Die Idee
eingehängter Stoffbahnen und eines Baldachins könnten zu einer „sehr
eindrucksvollen Raumwirkung“ führen.
Sieben Millionen Euro Projektbudget
Das anvisierte Projektbudget liegt bei etwa sieben Mio. Euro. Bei dem Sakralbau
greift die übliche Drittelfinanzierung. Ein Drittel der Baukosten trägt
das Land, das zweite die Stadt, das dritte wird von der Jüdischen Gemeinde
gemeinsam mit dem Freundeskreis Bochumer Synagoge e.V. aufgebracht.
Reges Gemeindeleben mit fast 1.200 Mitgliedern
Der Neubau des Gotteshauses wird von den Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde
sehnsüchtig erwartet. Sie ist mittlerweile auf fast 1.200 Mitglieder angewachsen
und damit die zweitgrößte in Westfalen-Lippe. Die meisten „Zuzügler“ stammen
aus der ehemaligen UdSSR, viele junge Menschen sind dabei. Ihr Zustrom begann
nach der Wende vor mehr als zehn Jahren. In Bochum pflegen sie nicht nur an
hohen jüdischen Festtagen ein reges Gemeindeleben, sondern auch mit Religionsunterricht,
Deutschkursen und Sozialarbeit. Es gibt Lesungen, Konzerte, Jugendtreffs, Kurse
und Seniorenclubs. Die Räumlichkeiten an der Alten Wittener Straße
in Bochum-Laer, die die Stadt Bochum der expandierenden Gemeinde zur Verfügung
gestellt hatte, platzen mittlerweile aus allen Nähten. Regelmäßig
musste die Gemeinde deshalb für Feiern in der Vergangenheit zum Beispiel
in das Heinrich-von-Kleist-Gymnasium in Gerthe ausweichen.
(Susanne Schübel)