Heinz Höher, Helmut Rahn, Torwart Manfred Maglitz und
Trainer Rudi Gutendorf waren Duisburgs erste Neuzugänge.

MSV Duisburg: Der Überraschungs-Vizemeister

Der Fußball macht es möglich: Anfang der 60er Jahre wird der Duisburger Stadtteil Meiderich deutschlandweit bekannt. Rudi Gutendorf und Helmut Rahn heißen die Väter des Erfolgs.

[wmp] August 1963. Bundesliga-Start. Heinz Höher, Helmut Rahn, Torwart Manfred Maglitz und
Trainer Rudi Gutendorf waren Duisburgs erste Neuzugänge.Mit dabei ist überraschend auch ein Verein aus Duisburg: der Meidericher SV. Erst am vorletzten Spieltag der vergangenen Saison hatten sich die Zebras – so werden die Duisburger wegen ihrer gestreiften Trikots genannt – durch einen Sieg gegen den Lokalrivalen Hamborn 07 für die neugegründete Bundesliga qualifiziert. Noch ist die erste Partie nicht gespielt, und doch wird der MSV von den Experten bereits als designierter Absteiger gehandelt.

„Riegel-Rudi“

Trainer ist der damals 36-jährige Rudi Gutendorf, der mit Abstand jüngste Bundesliga-Coach. Unter 37 Bewerbern entschied sich die Vereinsführung für den späteren Weltenbummler, weil Gutendorf zuvor mit einer defensiven Taktik als Trainer des Regionalligisten TSV Marl-Hüls Aufsehen erregt hatte. „Riegel-Rudi“ lautet dementsprechend sein Spitzname. Den Vertrag für Gutendorf hatte der MSV-Vorsitzende auf eine Speisekarte des Restaurants „Marienbildchen“ gekritzelt – zusammen mit dem Prämienzusatz. Für den Titelgewinn sollte es 100.000 Mark geben, „30.000 Mäuse“ für Rang zwei. Ein teurer Spaß. Denn am Ende der ersten Bundesliga-Saison ist der Meidericher SV tatsächlich Vizemeister. Mit 36 Gegentoren hat der MSV die beste Abwehr der Liga. Nur in vier von 30 Spielen siegt der Gegner. Gegen den Meister 1. FC Köln gibt es zwei Unentschieden. Dabei lässt Gutendorf in Köln sieben Verteidiger auflaufen.

Der „Boss“ zurück im Revier

Entscheidenden Anteil am Erfolg hat auch Helmut Rahn. Kurz vor Saisonbeginn verpflichten ihn die Duisburger vom Dicklich aber wertvoll: Stürmer Helmut Rahn.holländischen Klub SC Enschede. Zurück im Revier ist der mittlerweile 34-jährige Weltmeister von 1954 Leitwolf und Stimmungskanone zugleich. Ihm fehlt zwar das Idealgewicht, aber mit acht Treffern ist er am Ende drittbester MSV-Torschütze. Doch auch eine unrühmliche Premiere hat Rahn zu verantworten. Am 14. September bei der 1:3-Heimniederlage gegen Hertha BSC Berlin, der einzigen in der gesamten Saison, revanchiert sich der „Boss“ für ein Foul seines Gegenspielers mit einer Tätlichkeit: der erste Platzverweis der Bundesliga.

Die Nummer eins in Duisburg

Nicht nur in Meiderich, in ganz Duisburg ist der MSV beliebt. 25.000 Fans kommen in der Saison 1963/64 im Schnitt ins Wedaustadion, um die Heimspiele zu sehen – ein Rekord, der erst 2006 wieder erreicht wurde. Im Januar 1967 benennt sich der 1902 gegründete Meidericher Spielverein in MSV Duisburg um. Damit sind die blau-weißen Zebras endgültig Fußball-Vertreter der gesamten Stadt. „Das war nicht immer so“, weiß Sporthistoriker Ralf Piorr. Vor allem in den 30er Jahren sei Duisburg eine Fußballhochburg gewesen, erklärt er: „Es gab eine enorm hohe Konkurrenz. Allein drei Hamborner Vereine und fünf Vereine rund um das Wedauzentrum spielten höherklassigen Fußball.“ Bis Anfang der 60er Jahre war der MSV also nur einer unter vielen.

Halbfinale im UEFA-Cup

Zu den größten Erfolgen des MSV Duisburg zählt das dreimalige Erreichen des DFB-Pokal-Endspiels. In der Saison 1979/80 schafften es die Zebras sogar bis ins Halbfinale des UEFA-Cups. Diese Zeit ist eng verbunden mit dem langjährigen MSV-Spielführer Bernhard Dietz, der die deutsche Nationalmannschaft 1980 als Kapitän zum Europameister-Titel führte. Seit Anfang der 90er Jahre pendelt der MSV zwischen erster und zweiter Bundesliga. „Mit dem neuen Stadion, der MSV-Arena, hätte der Verein jetzt eigentlich eine Chance sich in der Eliteklasse zu etablieren“, sagt Piorr. Gerade ist Duisburg mal wieder abgestiegen.

(Jens Witte, WM-Portal Dortmund)

Fotos Der Pott ist rundaus „Der Pott ist rund“. Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Ralf Piorr. Lesen Sie zu diesem herausragenden Buch auch unsere Rezension zu Band 1 und Band 2.

Der Pott ist rund.
Das Lexikon des Revierfußballs
Band 1: Die Chronik 1945 bis 2005
Band 2: Die Vereine – 1945 bis 2005

Ralf Piorr (Hg.), Essen 2005 und 2006,
Klartext-Verlag, jeweils 29,95 Euro,
Band 1: ISBN 3-89861-358-5
Band 2: ISBN 3-89861-356-9

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