Mit über 250.000 verkauften Exemplaren erlangte Heinz Strunks „ziemlich“ autobiografischer Roman „Fleisch ist mein Gemüse“ Kultstatus und wurde zum Besteller. Nach dem Buch, dem Hörbuch und einer Musical-Version entstand im Frühjahr 2007 der gleichnamige Film, seit dem 17. April in den deutschen Kinos läuft.
[ruhr-guide] Hamburg-Harburg, gegen Mitte der 80er Jahre. Geplagt von kraterähnlichen Hautausschlägen, seiner kranken Mutter (Susanne Lothar) und einer labilen Nachbarin (Livia S. Reinhard) schlägt sich der junge Heinz Strunk (Maxim Mehmet) mit Tanzmusik durch. Als Saxophonist der Mucker-Kapelle „Tiffanys“ findet er sich auf Schützenfesten und Dorf-Hochzeiten in einem bizarren Universum bestehend aus Korn, Klaus & Klaus und Koteletts wieder. Während ihn der unberechenbare Bandleader Gurki (Andreas Schmidt) in die Geheimnisse des Show-Business einführt, versucht Heinz dieser Vorhölle durch eine Solo-Karriere als Hit-Produzent zu entkommen. Mit den Sängerinnen Anja (Susanne Bormann) und Jette (Anna Fischer) sieht er nicht nur sein musikalisches Glück zum Greifen nah. Doch das Schicksal meint es zunächst nicht gut mit „Heinzer“, dessen Karriere erst ins Rollen zu kommen scheint, als Show-Gigant Oliver Bendt (Sylvester Groth) auf offener Bühne Feuer fängt …
Der Stoff für die Leinwand
Dieses Buch ist mehr als cool und beschreibt auf jeden Fall einen Stoff für die Leinwand. Das fand auch Regisseur Christian Görlitz, der sich nach der Lektüre des Romans gleich die Filmrechte sicherte. „Zum einen bin ich genau wie Heinz in einfachen Verhältnissen in Hamburg aufgewachsen. Was für ihn Harburg und die Phoenix-Werke waren, war für mich Altona und die Zeise-Werke. Zum anderen brauchten wir beide lange um erwachsen zu werden und den Mut zu haben, das zu tun, was wir heute tun. Außerdem hatte ich zu jener Zeit Freunde, die in der Nordheide lebten und mich zu den Dorfkneipen und Feiern mitnahmen, von denen man in Hamburg nichts ahnte.“
Regisseur und Autor verstanden sich auf Anhieb und so stand dem großen Kinoprojekt nichts mehr im Wege. „Ich habe Heinz fast wie einen Bruder kennen gelernt. Wir teilen die Sicht der Dinge und kämpfen für dasselbe, für das es sich im Leben zu kämpfen lohnt.“ Auch Heinz Strunk hatte das Gefühl, dass er sein Leben in die richtigen Händen gegeben hatte: „Christian hat den Film in dem Geist gedreht, wie ich es mir gewünscht habe. Mit Comedy hat das erfreulicherweise rein gar nichts zu tun. Ich bin mir nicht mal sicher, ob man den Film als Komödie bewerten kann.“
Da der Film Mitte der 80er Jahre spielt, war ausgeschlossen, dass Strunk selber mitspielen würde. Für die Hauptrolle wollte Görlitz stattdessen einen Schauspieler, der den 25jährigen Strunk mit all seiner Tragik verkörperte. Eine intensive Suche begann. Am Ende half der Zufall. „Ich war im Kino und in der Werbung lief der Werbespot eines Radiosenders. Maxim hatte dieses Gesicht, das ich noch nie gesehen hatte“, erinnert sich Christian Görlitz an seine Entdeckung. Als der Regisseur dann noch erfuhr, dass Maxim Mehmet, der bereits in Leander Haußmanns „NVA“ und Niki Müllerschöns „Der Rote Baron“ zu sehen war, bereits seit Jahren Saxophon spielte, war die Entscheidung schnell gefallen. Mehmets Strunk ist etwas passiver als der im Buch: „Im Roman ist Heinz oft der Sklave, aber auch das Arsch, das mal zurückschlägt. Im Film geht er dagegen auf Distanz und beobachtet eher.“
Um Mehmet mit der im Buch fürchterlich detailliert beschriebenen Acne Conglobata auszustatten, musste der 31jährige oft stundenlang in die Maske und sich mit Pickeln und Pusteln überziehen zu lassen. Nur den breiten Hamburger Dialekt musste sich der gebürtige Kasseler noch selbst antrainieren.
Mit einem Trick baute Görlitz den „echten“ Strunk doch noch mit in den Film ein. Im Zwiegespräch mit dem ausgestopften Rehbock Walther (eine Referenz an das Buchcover von „Fleisch ist mein Gemüse“), lässt er sein Leben Revue passieren. „Viele Leute kennen Heinz von seinen Lesungen und aus Talkshows. Sicher will jeder wissen, was aus ihm geworden ist. Im Film ist er sein eigener Beobachter, der die Handlung interessiert verfolgt, kommentiert und schließlich die Bühne seines Lebens besteigt und in seinen eigenen Film tritt.“ Darüber hinaus übernahm Strunk noch sämtliche Off-Stimmen und steuerte dem Soundtrack einige
Original-Heinz Strunk-Songs bei.
Fleisch ist mein Gemüse
Drehbuch und Regie: Christian Görlitz
mit Maxim Mehmet, Andreas Schmidt, Susanne Lothar, Susanne Bormann, Anna Fischer und Heinz Strunk
Kinostart: 17. April 2008
(sl)