Wer kennt sie nicht, die farbenfrohen Strichmännchen, die auf subtile Weise, scheinbar zufällig, stumme Botschaften versenden. Es sind nicht nur die Botschaften ihres Erfinders Keith Haring, sondern auch die der Menschen, die sich dem Zeitgeist entsprechend gegen Diskriminierung und Drogen auflehnten. Die Ludwiggalerie Schloss Oberhausen präsentiert vom 22. Januar bis zum 6. Mai 2012 die Ausstellung Keith Haring – Short Messages. Anhand von Postern und Plakaten von 1982 bis 1990 können Sie sich von dem Werk des viel zu früh verstorbenen Künstlers überzeugen.
[ruhr-guide] Der US-amerikanische Pop-Künstler Keith Haring wird 1985 in der Kleinstadt Kutztown, Pennsylvania geboren. Es heißt, dass er schon als Kind Comics malt. Nach der High School beginnt er 1976 ein Studium zum Grafikdesigner an der Ivy School of Professional Art. Dies bricht er jedoch nach zwei Semestern ab und arbeitet an seiner künstlerischen Verwirklichung. Nachdem Haring 1978 eine erste Einzelausstellung im Art and Crafts Center in Pittburgh präsentiert, zieht er noch im selben Jahr in die blühende Metropole New York, in dessen sprudelnder Kunstszene er Fuß fassen wollte. Dort besucht er zunächst die School of Visual Art. Seine rasante Karriere beginnt 1980, nachdem er damit anfing, mit weißer Kreide schwarze Werbetaflen in den New Yorker U-Bahn-Stationen mit seinen „subway drawings“ zu verzieren. Von 1980 bis 1985 entstehen Hunderte solcher Zeichnungen.
Keith Haring wird zum Shootingstar der Kunstszene
Somit erlangte er zunehmend die Aufmerksamkeit der Fahrgäste und der Kunstszene. Man bemerkte die starke Beeinflussung durch Graffiti, das in den späten 1960er Jahren entstand. Der Graffiti-Erneuerer Jean-Michel Basquiat und Pop-Art-Ikone Andy Warhol zählten zu seinen Freunden. In den 1980er Jahren war er der Shootingstar der Kunstszene, vor allem bekannt durch die Kurznachrichten, die er durch seine Zeichnungen ausdrückte. Im öffentlichen Raum der New Yorker U-Bahn und diversen anderen Stellen, an denen Poster platziert waren, erreichten seine Werke ein breites Publikum.
Keith Haring wollte seine Kunst in alle Bereiche des Lebens einbinden und entwarf sowohl Poster und Plakate als auch klassische Werbekampagnen. Sein erster Plakatentwurf im Jahr 1982 richtete sich gegen die Atomkraft. Oft waren es politische Fragestellungen, die Haring medienwirksam durch seine Kunst verbreitete. Selbst äußerte er sich kritisch zu gesellschaftlichen Problemen wie zum Beispiel Aids, Atomkraft, Apartheid und Drogen. Besonders berühmt geworden ist sein Strahlenbaby auf einem Plakat für eine Anti-Atomkraft-Demonstration. Darüber hinaus erstellte er Plakate für Tanzclubs, Musikveranstaltungen und Büchereien und entwarf Werbekampagnen für Unternehmen wie Swatch, Lucky Strike und Absolut Vodka.
Warum ist Keith Haring so bekannt?
Doch was ist der Grund dafür, weshalb Keith Haring’s Zeichnungen schon damals und bis heute in aller Welt bekannt sind? Ganz anders als viele unzugängliche Werke von großen Namen, dessen künstlerische Aussage oftmals nur schwierig zu ergründen scheint, vermitteln Keith Haring’s Strichmännchen und Tiere aufgrund der simplen Bildsprache, die sich gut für Plakate eignet, komplexe Sachverhalte an Jung und Alt mal eben im Vorbeigehen. Die Short Messages – oder Kurznachrichten – werden verständlich durch eine extreme Reduktion der äußeren Wahrheit der Abbildungen. Die einfache Linienführung in Kombination mit starken Farbkontrasten ermöglichen eine einfache Lesbarkeit, unabhängig von sprachlicher Heimat oder Alter des Betrachters, ohne zu etwas allzu Abstraktem zu verschwimmen.
Vom 22. Januar bis zum 6. Mai präsentiert die Ludwiggalerie Schloss Oberhausen zahlreiche Exponate Keith Harings, der 1990 an Aids verstarb. Zu sehen sind Poster- und Plakatentwürfe, die von der politischen Botschaft bis hin zum kommerziellen Werbeplakat alles zeigen. Es lohnt sich auf jeden Fall, der Pandemie der lakonischen Ausdrucksweise Keith Harings auf den Grund zu gehen. Bleibt nur die Frage, ob er selbst heute eher twittern würde …
Keith Haring – Short Messages
22. Januar bis zum 6. Mai 2012
Ludwiggalerie Schloss Oberhausen
(nm)
Fotocredit: © Keith Haring Foundation, Fotografie: Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg