Vereinsvorsitzende Angelina Dobrowlny mit Tobi Bild: Schokuminza

Verein „Schokuhminza e.V.“ eröffnet neuen Gnadenhof in Witten

Ich habe schon seit Beginn der Gründung von Schokuhminza den Wunsch gehabt, einen Lebenshof selbst zu eröffnen und war dann immer auf der Suche nach dem perfekten Hof zum Kauf“, sagt Angelina Dobrowolny, die 1. Vorstandsvorsitzende Schokuhminza e.V. Die vierbeinigen Schützlinge, insgesamt fünfzehn Rinder und Kühe, sind schon mehrmals dem Tod von der Schüppe gesprungen. Vorher hatte der Verein einen Gnadenhof in Ruppichteroth, doch ein neuer Hof musste her. Angelina hatte klare Ansprüche, damit sie den Tieren auch künftig ein würdevolles Leben ganz nach ihren individuellen Bedürfnissen ermöglichen kann. Den Wunsch nach einem neuen Hof hat sich das Team nun in Witten erfüllt.

Die Vereinsgründerin Angelina Dobrowlny mit Tobi
Bild: Schokuminza e.V.

[ruhr-guide] Wenn man vor dem Hof vom Verein Schokuhminza e.V. in Witten Herbede steht, blickt man auf weite Wiesen und saftiges grünes Gras. Die Ruhe, die der ländliche Ortsteil ausstrahlt, ist nicht von der Hand zu weisen. Die Weiden in höherer Lage bieten den Tieren einen traumhaften Blick ins Tal; sogar bis zum Kemnadersee reicht die Sicht. Als sich Angelina nach einem neuen Hof umsieht, ist ihr die Nähe von Freunden und Familie besonders wichtig. Ein großer Winterauslauf, der eine Offenstallhaltung ermöglicht und eine befestigte Paddockfläche am Stallgebäude soll der Hof haben. Die Tiere können somit an 365 Tagen im Jahr ihre Freiheit genießen, im Schnee toben oder sich bei ungemütlichem Wetter in den bequemen Stall zurückziehen. Dies macht die Suche zunächst besonders anspruchsvoll und so erweitert das Team die Suche für einen noch größeren Spielraum.

Die harten Fakten hat der Hof in Witten erfüllt, weswegen wir uns dann für eine Pacht entschieden haben. Der Hof ist sehr in die Jahre gekommen und muss natürlich entrümpelt und auch renoviert werden, aber für die Rinder bietet er bereits alles, was sie sich gerne wünschen.“

Die Bewohner des Hofes stellen sich vor

Alle Tiere des Gnadenhofs eint das Schicksal der Vergangenheit: Sie waren Opfer der Milch- und Fleischindustrie und wurden in teils unwürdigen, verwahrlosten Zuständen vorgefunden. Tobi ist das erste Tier, welches den Grundstein für den Verein Schokuhminza e.V. gelegt hat. Mit krummen Beinen geboren, wurde er in einem dunklen Stall ohne ausreichend Versorgung vorgefunden. Er wurde, wie in der Milchindustrie üblich, direkt nach der Geburt seiner Mutter entrissen. Kuh Adele, ebenfalls vom Verein gerettet, hat auf diese Weise ganze zehn Mal ihre Kälbchen verloren.

Findus ist mit seinem Stockmaß von knapp 1,80m eine imposante Erscheinung, aber ein ganz sanfter Riese. Er beweist seinen guten Glauben an Menschen, auch wenn er in der Vergangenheit schlimme Erfahrungen gesammelt hat. Er ist anhänglich, liebevoll und vertraut darauf, dass alles gut wird.

Zarte Seele und sanfter Riese Findus
Bild: ruhrguide/Hannah Wenzlokat

Bastian, Dominik und Bronko kommen von einem landwirtschaftlichen Betrieb für Fleischherstellung. Bronko fand zu Schokuhminza, da die Landwirtin ihn nicht schlachten lassen konnte und anschließend eine Bleibe für ihn suchte. Mit seinem zuckersüßen, braunen Locken verzaubert der „Teddybär“ garantiert jeden, der ihn sieht.

Bronko entspannt auf der großen Weide
Bild: Schokuminza e.V.

Das Team hat eine Mission

Alle Tiere kann man nicht retten, doch die Tiere des Hofs stehen stellvertretend für all die, denen es schlecht geht oder die unter qualvollen Bedingungen leiden müssen. Viele Landwirte haben Schokuhminza kontaktiert und ihre Tiere angeboten, da sie selbst der Nutztierhaltung den Rücken kehren oder sogar selbst eigene Lebenshöfe gründen möchten:

Es findet ein Umdenken statt, was im Kleinen beginnt, aber für ein einzelnes Tier die Welt bedeutet.

Ganze achtzehn Leben hat der Verein bisher gerettet; Glubschi, Michel und Hanna sind vor einigen Jahren über die Regenbogenbrücke gegangen und bleiben für immer in den Herzen der Vereinsmitglieder.
Wer die weiteren Mitbewohner, ihre Geschichte der Rettung und ihren Charakter erfahren möchte, kann die Website https://schokuhminza.de/rettungen/ besuchen. Ihr habt euren Liebling gefunden? Dann könnt ihr Pate werden und die Tiere mit einem monatlichen Spendengeld von 25 Euro unterstützen. Das ist denkbar leicht: Füllt einfach den auf der Website hinterlegten Patenschaftsantrag aus, wählt euren Liebling und euren Wunschbetrag. Das Geld kommt an und jeder Euro zählt! Pro Tier sind bis zu acht Patenschaften möglich, damit alle Kosten abgedeckt werden können. Auch über eine symbolische Patenschaft von 5 Euro im Monat freut sich der Verein, denn die Gelder fließen in dringende Anschaffungen oder die Pflege der Paarhufer.

Aktuell suchen Bille und Lumi noch eine Patenschaft. Bille ist kontaktfreudig, aufgeschlossen und wurde von einem Besitzer abgegeben, der ebenfalls die Milchviehwirtschaft einstellen möchte. Die braun-weiß gescheckte Lumi wurde als Zwillingskälbchen geboren; ihren Bruder verlor sie leider. Sie selbst ist eine verschmuste Kämpfernatur und freut sich auf eure Unterstützung. Auf dem unteren Bild ist sie mit Vereinsmitglied Niko zu sehen.

Lumi und Vereinsmitglied Niko
Bild: Schokuhminza e.V.

Gute Vorbereitung ist alles

Viele ehrenamtliche, freiwillige Helfer und Tierliebhaber haben an zwei Helfertagen im April bei den wichtigsten Vorbereitungen des Hofes tatkräftig angepackt. Bewaffnet mit einem Tisch voller Snacks und gutem Essen sowie ausreichend Wasser wurde am 6. April das größte Projekt auf dem Hof angegangen: Das Einzäunen der Weidefläche – ganze 5 Hektar. Ein Drittel des Zauns konnte bereits an einem Tag aufgestellt werden. Brombeersträucher haben sich großflächig ausgebreitet und mussten für die Zaunpfähle beseitigt werden. In der Mittagssonne eine mühsame, aber mit gemeinsamer Hilfe doch spaßige Angelegenheit. Am 27. April, dem zweiten Helfertag konnte schließlich das gesamte Areal eingezäunt werden. Die kleine Herde war zu diesem Zeitpunkt schon vollständig eingezogen und konnte das neue Zuhause schon richtig genießen – auch wenn noch nicht alle Weideflächen begehbar waren.

Die Kühe können selbstständig zwischen den Weiden wechseln
Bild: Schokuhminza e.V.

Der große Tag des Umzugs

Anfang April 2024 durften zunächst die ersten drei Tiere, Tobi, Nicky und Bastian ihr neues Zuhause bestaunen. Besonders das „Sorgenkind“ Tobi, dem es gesundheitlich nicht so gut geht, konnte sich in aller Ruhe nach den Strapazen des Transports erholen und die neue Umgebung ungestört erkunden. Einen weiteren Grund gibt es ebenfalls: Wie man es auch von Pferden kennt, haben Kühe in ihrer Herde ein oder mehrere Leittiere; das sind hier Bastian und Nicky – wobei Nicky kein Schokuhminza Tier ist. Die beiden Rinder sind die ältesten und ruhigsten Tiere. Mit ihrer früheren Ankunft konnten sie den Rest der Herde entspannt in der neuen Umgebung anführen und die perfekten Rahmenbedingungen schaffen.

Der Vorteil an einem früheren Einzug ist dann, dass sie „Hausrecht“ haben, weil sie eher da waren und die restliche Herde das dann in der Regel auch akzeptiert. Das Leittier hat viel Einfluss auf die gesamte Stimmung der Herde und die Reaktionen in unterschiedlichen Situationen. Daher ist es wichtig, dass das Tier dann auch geeignet für diese Aufgabe ist“, sagt Angelina, die eine Menge an Wissen über die Körpersprache und das Verhalten der Tiere besitzt.

Findus und Bronko grasen friedlich auf der saftigen Weide
Bild: ruhrguide/Hannah Wenzlokat

Am Ende des Monats kam dann mit den neun weiteren Tieren der Rest der Herde hinzu. Für den Transport beauftragte das Team einen Viehhändler mit LKW, in dem Tiere normalerweise zur Schlachtung gefahren werden. Für die Anzahl an Tieren war jedoch ein herkömmlicher Anhänger zu klein. Dank der stabilen Freundschaften untereinander konnten sich die Tiere gegenseitig auf der kurzen Fahrt beruhigen und wurden später stressfrei abgeladen.

Bei der Ankunft haben sie sich total gefreut. Zum einen haben sie ja Bastian und Tobi nach drei Wochen endlich wieder gesehen und sie haben sich gefreut direkt auf der Weide sein zu dürfen. Sie haben sich sehr schnell eingelebt, da sie sich ja alle kannten und nur die Umgebung neu war. Sie lieben aber ihr neues Zuhause, da sie jetzt sehr viel zu entdecken haben und ihnen auch Büsche und kleine Waldstücke zur Verfügung stehen, die sie sehr lieben, da das ihrem natürlichen Lebensraum entspricht.“

Sogenannte „Nutztiere“ werden unterschätzt – hier auf dem Gnadenhof dürfen sie das sein, was sie sind und schon immer waren: Empfindsame Wesen mit komplexen, familiären Strukturen, die Freundschaften und soziale Kontakte pflegen und einen einzigartigen Charakter haben. Hier leben sie frei von Ausbeutung und Hochleistung.

Helfende Hände und Spenden werden dringend benötigt

Auch für die Zukunft braucht das Team noch dringend Unterstützung; besonders durch handwerklich begabte Menschen. Da der Hof in den letzten Jahren vernachlässigt wurde, muss er großzügig renoviert und entrümpelt werden. Die aktuell größte und teuerste, aber unverzichtbare Anschaffung für den Hof ist ein eigener Traktor. Angelina Dobrowolny und die anderen Vereinsmitglieder von Schokuhminza e.V. freuen sich daher riesig über finanzielle Unterstützung für die Anschaffung. Des Weiteren werden für die Ställe noch weiche Matten benötigt, damit die Tiere bequem liegen können. Spätestens in der kalten Jahreszeit, wenn die Tiere die Gemütlichkeit des Stalls aufsuchen, ist das besonders wichtig. Leider sind auch die Matten in ihrer Anschaffung kostenspielig. Auf der Website ist der Button mit der Option „Spenden“. Das Team von Schokuhminza e.V. wird es euch danken!

Die Arbeit ist erledigt und das Team zufrieden.
Bild: Schokuhminza e.V.

Jetzt schon Fan? Schokuhminza e.V. hat auch einen kleinen Onlineshop mit Merch, unter anderem findet ihr tolle T-Shirts, Taschen oder warme Pullover.


Schokuhminza e.V.
Witten Herbede
Besuche nach Absprache
Die Adresse wird auf Nachfrage bekannt gegeben

E-Mail: info@schokuhminza.de

Gemeinnütziger Verein
Paypal: schokuhminza@web.de
Vertreten durch:
Angelina Dobrowolny & Justin Peylo

Foto 1, 3, 4, 5, 7: Schokuhminza e.V.
Foto 2,6: ruhr-guide/Hannah Wenzlokat

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