Härter war die Gangart dieses Mal bei Rock im Pott. Statt radiotauglichem Poprock gab es unter anderem eine Portion Wahnsinn mit armenischem Metal von System of a Down und eine für lange Zeit in Vergessenheit geratene Band aus den Achtzigerjahren. Keine Frage, der Veranstalter hatte sich etwas getraut. Trotz gesunkener Zuschauerzahlen kochte die Stimmung bei der zweiten Auflage von Rock im Pott hoch.
[ruhr-guide] Nachdem Biffy Clyro vor einem sehr übersichtlichen Publikum den Anfang gemacht hatten, rätselte vor allem das jüngere Publikum über eine Band namens Deftones. Als die Jungs um Camillo „Chino“ Wong Moreno dann loslegten, zeigten sich viele positiv überrascht.
Weniger gut kam der Auftritt des Deutschrappers Casper an. „Wer findet das hier gut?“, brüllte der tätowierte und mit der Zeit sichtlich entnervte Künstler in sein Mikrofon. Die verhaltenen Rufe verflüchtigten sich unter dem geschlossenen Dach der Arena. „Und wer findet es so richtig zum Kotzen?“ Ein johlender Sturm war die Antwort. Nachdem Jan Delays Stilbruch mit dem Rock im vergangenen Jahr gut geklappt hatte, wollte ein Großteil des Publikums nicht mit Casper warm werden.
Toxicity in der Arena
Nachdem anschließend Tenacious D die Stimmung wieder deutlich anheizen konnten, folgten Volbeat mit kräftigem Rockabilly-Metal und bekannten Songs wie „Guitar Gangsters and Cadillac Blood“. Obwohl die Akustik nicht immer vom Feinsten war und die meisten Ränge leer blieben, tobte der Innenraum. Vor allem als Headliner System of a Down die Bühne betrat, taten sich mächtige Circle Pits auf. Zu hören gab es eine Reihe von Klassikern wie „Radio/Video“, „Toxicity“, „Areals“ und natürlich auch ein kleines bisschen Romantik in Form von „Lonely Day“. Um 23:05 Uhr verklang der letzte aggressive Ton aus Daron Malakians Gitarre.
Insgesamt war das Line-Up in diesem Jahr um eine Band erweitert worden. Gespart wurde im Vergleich zum vergangenen Mal bei Rock im Pott jedoch am Bühnenaufbau und an Videoleinwänden. Dafür gab es im Vorfeld eine Preiserhöhung. So mögen verschiedene Gründe dazu beigetragen haben, dass sich statt den rund 41000 Besuchern aus dem vergangenen Jahr nur etwa 27500 Gäste zum zweiten Rock im Pott eingefunden haben. Auch die Verlegung des Festivals von einem Samstag auf einen Sonntag war für viele Besucher, die am nächsten Morgen früh zur Arbeit erscheinen mussten, kein Glücksgriff. Respekt hat die Auswahl des Line-Ups verdient. Bleibt abzuwarten, welche Konsequenzen der Veranstalter aus den stark gesunkenen Zuschauerzahlen ziehen wird.
Rock im Pott
18.08.2013
Veltins Arena Gelsenkirchen
Einlass: 12 Uhr / Beginn: 14 Uhr
(sarah bauer)
Bildquelle:
Sarah Bauer