Die Zeitreise durch den Barock beginnt. im 18. Jahrhundert, als das Schloss Nordkirchen erbaut wurde und von einem herrschaftlichen Gartenareal geborgen wird. Heutzutage gilt dieses als das größte und bedeutendste Wasserschloss im Münsterland und bereichert den Tourismus und die Geschichte mit einer architektonisch wertvollen und einzigartigen Bauart.
[ruhr-guide] Vor vielen Jahrzehnten – genauer genommen im Jahre 1697 – wurde die Planung des Schlosses Nordkirchen in Angriff genommen. Doch weniger relevante Gründe haben hierzu geführt, stattdessen hatte der damalige Fürstbischof von Münster den Wunsch nach einer eindrucksvollen Wohnanlage mit repräsentativen Zwecken. Aufgrund dessen wurde sowohl Schlossgebäude, als auch Gartenanlage von dem westfälischen Landingenieur Gottfried Laurenz Pictorius und dem westfälischen Barockbaumeister Johann Conrad Schlaun geplant, zwei der einflussreichsten Architekten des deutschen Barock. Die Bauarbeiten begannen 1703 und wurden schließlich ca. 30 Jahre später erfolgreich abgeschlossen. Als Leitbild diente hierzu das französische Schloss von Versailles – „Château de Versailles“-, woraus sich der französische Charme in der Struktur widerspiegelte.
Nun trägt das Schloss Nordkirchen voller Stolz den Namen „Westfälische Versailles“.
Pompöses Kunstwerk
Die barocke Schlossanlage gilt heutzutage als architektonisches Gesamtkunstwerk und ist das größte und bedeutendste Wasserschloss in Westfalen. Beeindruckend ist dabei die Sicht aus der Vogelperspektive. Mittig befindet sich das Schlossgebäude – das Corps de Logis – und ähnelt dabei einer Insel, da viereckige Wassergräben symmetrisch die Hofanlage umgeben. Ein weiteres architektonisches Highlight: das Hauptgebäude wird von zwei winkelförmigen Flügelbauten flankiert, dem „Erbprinzflügel“ und dem „Verwaltungsflügel“, welche den außergewöhnlichen Ehrenhof u-förmig einhüllen. Zwei weitere Seitenflügel – die sogenannten „Dienerschafts“- und Kapellenflügel“ – beeindrucken durch die zweisträngig gewölbten Giebelaufsätze. Der Kapellenflügel gilt, durch den Turm mit einer rustikalen Glocke, als Ausreißer aus der sonst perfekten Symmetrie der Barockresidenz. Außerdem ist die Sonnenuhr am Dienerschaftsflügel ein echtes Unikat in Mitteleuropa, denn diese zeigt jeweils die vergangenen halben Stunden nach Sonnenaufgang.
172 Hektar Schönheit
Der atemberaubende Schlossgarten beeindruckt die Besucher:innen mit einer natürlichen Einzigartigkeit und gilt als schönste Gartenanlage Europas. 172 Hektar Gartenpracht umarmen das Schloss Nordkirchen und sind mit zahlreichen Skulpturen aus dem 20. Jahrhundert und Alleen verziert. Die UNESCO ehrte das Schloss Nordkirchen bereits mit einem „internationalen Rang“ und erklärte jenes für schutzwürdig. Zusätzlich wurde der historische Barockgarten zum Ankergarten der EGHN-Gartenroute Münsterland (Europäisches Gartennetzwerk) gewählt. Mehrere bekannte Gartenarchitekten waren seit Beginn des Baus an der Konstruktion beteiligt und haben die Perfektion möglich gemacht.
Das „Ja-Wort“ als Retter:in der Umwelt
Rosskastanien, Linden, Ahorn und viele weitere Bäume aus dem 18. Jahrhundert schmücken das Schloss Nordkirchen noch heute. Allerdings sind viele mittlerweile in einer maroden Verfassung und müssen ausgetauscht werden. Hochzeitspaare können sich in der barocken Schlossanlage trauen lassen und spenden im Gegenzug Bäume zum Erhalt der Natur. Bei dem Projekt „Hochzeitsbäume“ werden also zweimal im Jahr veraltete Bäume mit Neuen getauscht. Die Kirsche auf dem Sahnehäubchen ist eine unvergessliche Trauung in einem außergewöhnlichen Ambiente. Prachtvolle Dekoration, wertvolle Stuckdecken, imposante Säle, Deckengemälde und Holzschnitzereien. Bei diesem Anblick durchläuft den Besucher:innen eine Zeitreise in den Barock. Was könnte es Schöneres geben, als sich im Hochzeitstürmchen oder in der Schlosskapelle einer Barockresidenz das „Ja“-Wort zu geben?
Das Schloss heute
Heutzutage wird das Schloss Nordkirchen natürlich nicht mehr von einem Fürstbischof beherrscht. Stattdessen dient es für über 1000 Studendierenden als Finanzhochschule für Finanzen Nordrhein-Westfalen. Mehrere Bereiche und der Schlosspark begrüßen gerne zahlreiche Besucher:innen. Während den vorgesehenen Zeiten der Führungen können die Besucher:innen im Restaurant, welcher sich im Gewölbekeller befindet, speisen.
Schloss Nordkirchen
Schloßstraße 11, 59394 Nordkirchen
Öffnungszeiten
ganzjährig und ganztägig
Öffentliche Schlossführungen
Mai bis September: 11 – 17 Uhr
Oktober bis April: 14 – 16 Uhr
Eintritt Park
frei
Eintritt Park öffentliche Führung (mit Voranmeldung)
Erwachsene: 6 Euro
Kinder (6 bis 12 Jahre): 3 Euro
Kinder (bis 6 Jahre): frei
Gruppen: mind. 60 Euro
Eintritt Schloss öffentliche Führung (Voranmeldung nicht erforderlich; 45-60 Minuten, Startpunkt im Innenhof)
Erwachsene: 5 Euro
Kinder (6 bis 12 Jahre): 2,50 Euro
Kinder (bis 6 Jahre): frei
An Sonntagen & Feiertagen: stündliche Führungen
Gruppen: 5 Euro/Person, mind. 50 Euro
Eintritt öffentliche Führung Kombiführung Schloss & Park:
Jeweils 1. Sonntag jeden Monats, April bis Oktober 13.30 – 15 Uhr, keine Voranmeldung erforderlich
Erwachsene: 10 Euro
Kinder (6 bis 12 Jahre): 5 Euro
Kinder (bis 6 Jahre): frei
Telefonnummer: 02596 917-9900
Email: tourismus@nordkirchen.de
Weitere Informationen zum Schloss hier.
Foto: Kreis-Coesfeld-Tanja-Brandt