Eine der besterhaltenen Burgen des Ruhrtals liegt unweit des Kemnader Sees – die Wasserburg Haus Kemnade. Die Burg beheimatet heute eine bedeutende Sammlung von Musikinstrumenten und eine Ostasiatika-Austellung. Ein Bauernmuseum informiert über das bäuerliche Leben im 18. und 19. Jahrundert.
[ruhr-guide] Wann die ursprüngliche Burg Haus Kemnade errichtet wurde, ist bislang nicht geklärt. Der Name, der soviel wie „Haus mit Kamin“ bedeutet, weist daraufhin, dass die Siedlungsstelle sich zuerst vermutlich nur durch einen oder mehrere gemauerte Kamine von den anderen, bäuerlichen Niederlassungen des Dorfes Stiepel unterschied. Erbaut wurde die Burg aller Wahrscheinlichkeit nach durch die Herren von Dücker. Die erste urkundliche Erwähnung eines Wennemar Dücker als Besitzer der Burg datiert auf das Jahr 1393.
Lag die Burg zuerst auf der anderen Seite der Ruhr, änderte sich dies durch das Hochwasser von 1486 schlagartig: Die Ruhr, damals lange noch nicht schiffbar gemacht, änderte plötzlich ihr Bett und Haus Kemnade wurde vom Dorf Stiepel getrennt. Auch heute lässt sich noch das alte Bett der Ruhr erahnen. Einen wunderschönen Blick auf die Ruhr, den Kemnader See und Haus Kemnade hat man von den nahe gelegenen Hügeln und der Burg Blankenstein. Von Haus Kemnade aus wurde aber weiterhin Jahrhunderte lang das sehenswerte Dorf Stiepel regiert, da hier der Sitz der Gerichts- und Patronatsherren von Stiepel war.
Auf alten Mauern gebaut
Die heutige Wasserburg wurde erst nach dem verheerenden Brand von 1589 in den Jahren zwischen 1602 und 1704 auf den Mauern der alten Burg im typischen Renaissance-Stil errichtet. Erst 1780 legte man dann den Wassergraben an und erweiterte die Burg. Somit diente der Graben vermutlich nie der Verteidigung. In den folgenden Jahren wechselte Haus Kemnade mehrfach den Besitzer und wurde von den Familien von Romberg, von der Recke und von Syberg bewohnt, bis die Stadt Bochum im Jahr 1921 die Burg von Baron Ludwig von Berswordt-Wallrabe zusammen mit 500 Morgen Land erwarb.
Im Jahr 1961 wurde hier schließlich ein lokalgeschichtliches Museum eingerichtet, das bis heute eine bedeutende Sammlung von Musikinstrumenten aus der Zeit vom 16. bis zum 20. Jahrhundert beherbergt. Zusammengetragen hat die 1.800 Exponate der Bochumer Sammler und Musiker Hans Grumdt. Eine weitere Privatsammlung, die der Stadt Bochum überlassen wurde, ist hier ebenfalls ausgestellt: die Ostasiatika-Sammlung von Kurt Ehrich.
Aber nicht nur die Dauerausstellungen, auch die Burg an sich ist sehenswert! In den Innenräumen findet sich auch heute noch die Pracht der vergangenen Jahrhunderte erhalten: so können die Besucher:innen zwei schöne Kamine aus dem 15. und 16. Jahrhundert, Stuck verzierte Decken oder auch die gotische Kapelle bewundern. In den Räumlichkeiten von Haus Kemnade kann auch ganz romantisch geheiratet werden.
Das Bauernmuseum führt in die Vergangenheit
Ein kleiner Pfad führt um die Wassergräben herum, im zweiten Innenhof lädt das Das A-la-Carte-Restaurant „Burgstuben Haus Kemnade“ zum Verweilen ein. Hinter der Burg liegt in einem Vierständer-Fachwerkhaus von 1800 das Bauernmuseum. Ursprünglich stand die alte Meierei in Stiepel, die Anfang der siebziger Jahre an dieser Stelle wieder originalgetreu aufgebaut wurde. Die Besucher:innen erfahren hier so einiges über das bäuerliche Leben der vergangenen Jahrhunderte. Die Exponate reichen von bäuerlichen Handwerksgeräten bis hin zu originalgetreu eingerichteten Zimmern wie dem Kinderzimmer oder der Spinnstube.
Die Wiege des Ruhrbergbaus
Nach dem Besuch der Wasserburg Haus Kemnade sollte man den nahe gelegenen Kemnader See – ein mehr als beliebtes Ausflugsziel im Ruhrgebiet – und die Ruhrauen nicht versäumen. Besonders schön lässt sich das Ruhrtal auf einer Wanderung von Haus Kemnade zur Burg Blankenstein erleben. Ganz in der Nähe liegt eine weitere Burg: die sehenswerte Ruine Hardenstein an einem der schönsten Abschnitte der Ruhr. Von hier aus kann man das Muttental, die Wiege des Ruhrbergbaus, erwandern.
Haus Kemnade und Bauernmuseum
An der Kemnade 10, 45527 Hattingen
Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Samstag: 12 – 23 Uhr
Sonntag: 12 – 22 Uhr
Nachmittags Kaffee & Kuchen, warme Küche durchgehend
Anfahrt:
Mit dem PKW:
Von der A 43: Abfahrt Witten-Herbede Richtung Hattingen.
Mit den ÖPVN von Hattingen aus:
Buslinien SB 38 und CE 31, Haltestelle Steinenhaus
Telefonnummer: 0 23 24 – 9 33 10
Informative Website zum Haus Kemnade hier.
Weitere Informationen zum Restaurant hier.
Fotos: Ulrich Kestler