„Ich möchte eine große, 15 m hohe, 4,50 m breite und 10 cm starke Bramme aus Stahl aufstellen.“ In Sichtweite zum Tetraeder in Bottrop ist Richard Serras „Bramme für das Ruhrgebiet“ die Landmarke schlechthin im Revier. Auf dem Scheitelpunkt der Halde Schurenbach in Essen-Altenessen findet sich der Spaziergänger in der spröden Natur vor dem monumentalen Monolithen aus Stahl wieder.
[ruhr-guide] Von weitem eher unspektakulär, aus der Nähe ein absoluter Gigant: Auf der Route der Industriekultur verbindet die Schurenbachhalde Industrienatur mit moderner Kunst. 267 Stufen oder ein schöner Spazierweg führen auf das Plateau der Halde Schurenbach in ca. 50 Meter Höhe. Das Rauschen der nahe gelegenen Autobahn begleitet den Aufstieg und sorgt auch oben auf der Halde für die typische Geräuschkulisse dieser Landmarke. Man hat den Eindruck, hier brummt das Ruhrgebiet. Nicht nur der Verkehr macht hier Lärm, denn die angelegte Industrienatur stimmt in den Gesang des Vekehrs mit ein. Wenn sich die Regenmulden auf der Halde füllen und Frösche hier ihr Quartier beziehen, verschmelzen die Geräusche zu einem einmaligen Konzert.
Erreicht man das Plateau der Halde, ist die „Bramme für das Ruhrgebiet“ noch weit entfernt. Man läuft in dieser Mondlandschaft immer noch ein wenig bergauf, denn das karge Plateau ist bewußt als konvex-gewölbten Ellipse angelegt, der Stahlriese steht auf dem höchsten Punkt der Schurenbachhalde, am Schnittpunkt von Längs- und Querachse, und wächst mit jedem Schritt, den man ihm entgegentritt. Durch den Panoramablick von 360° sieht der Ruhrgebietskenner gar nicht weit entfernt den Tetraeder, zu Füßen der Halde Schurenbach liegt der Nordsternpark mit der signalroten, den Kanal überspannenden Brücke und der aus dem Grün ragende Förderturm der ehemaligen Zeche Nordstern, ringsum die Halde überall riesige Industrieanlagen mit ihren Türmen und die Städte. Doch die Fernsicht spielt hier nur die Nebenrolle, die Bramme ist der Magnet, von dem eine starke Anziehung ausgeht.
Rau, gigantisch und irgendwie wunderschön
Und dann steht man vor ihr. Die Bramme erhebt sich in den Himmel, wirft einen langen Schatten und bringt all das, wofür das Ruhrgebiet steht, auf den Punkt: rau, gigantisch und irgendwie wunderschön. Richard Serras Werke finden im Revier die beste Bühne, sie fordern als Kunstwerke den Betrachter heraus, durch den Stahl erinnern sie an die industrielle Vergangenheit des Ruhrgebiets. Dabei ist die Schurenbachhalde vergleichweise jung, wurde sie erst Ende der 50er Jahre als Zentralhalde der Zeche Zollverein aufgeschüttet und nach ihrer Schließung im Jahr 1986 von anderen Zechen genutzt. 1995 war die Halde Schurenbach im Rahmen des Projekts IBA-Emscherpark mit ihren 65 Metern zunächst zum reinen Landschaftsbauwerk geworden, durch ein von der RuhrTriennale initiiertes Entwurfsverfahren wurde 1998 dann das Serra-Konzept für die Halde festgelegt. Schon im November des Jahres wurde die im französischen Stahlwerk Creusot-Loire-Industries gewalzte Bramme auf der Halde installiert.
Der Bildhauer fand hier in Essen eine überdimensionale Open Air-Galerie vor. Die Landschaft bildet die Ausstellungsfläche, die gleich mit in die Gestaltung einfloss. Während die 67 Tonnen schwere Stahlplatte 14,50 Meter aus dem Boden der Halde heraus ragt, ist sie zugleich 13,50 Meter tief in ihr verankert. Die Neigung der Bramme von 3° ist augenscheinlich nicht auszumachen, gleichzeitig wirkt der Stahlmonolith als sinke er in die Halde und damit in die Vergangenheit des Ruhrgebiets ein.
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Halde Schurenbach
Nordsternstraße
45329 Essen-Altenessen
Anfahrt mit dem ÖPNV:
Mit der U11 von Essen Hauptbahnhof oder von Altenessen Bahnhof Richtung Gelsenkirchen-Buerer Straße bis Heßlerstraße. Hier den südlichen Ausgang nutzen und zu Fuß in die Heßlerstraße, dann an der ersten Kreuzung in die Nordsternstraße abbiegen. In der Linkskurve rechts auf geschotterten Wegen zur Halde (500 Meter Fußweg).
Anfahrt mit dem PKW:
Von der Autobahn-Abfahrt 14 Essen-Altenessen in Richtung Dortmund links, aus Richtung Duisburg rechts abbiegen auf die K19 Heßlerstraße.
Unter der Autobahn hindurch fahren. Nach ca. 1,2 km an der zweiten Ampel links in die Emscherstraße abbiegen. Die Autobahn erneut unterqueren und parken.
Hinter der Autobahnbrücke führt die Treppe auf die Halde bis zum Gipfelplateau und passiert dabei auch den Froschteich am Osthang.
Foto 1: Ruhr Tourismus GmbH
Foto 2: Ruhr Tourismus GmbH Fotograf: Lukas Wiegand