Neuinszenierungen von Klassikern, Deutsche Erstaufführungen und Premieren, welche die Zuschauerreihen jeden Abend füllen. Doch wo? Na, logisch im Grillo-Theater Essen! Eines der ältesten und bekanntesten Theaterspielstätten des Ruhrgebiets besticht mit einem vielseitigen und hochqualitativen Programm.
[ruhr-guide] Nicht nur, da Essen im Jahre 2010 stellvertretend für das ganze Ruhrgebiet als Kulturhauptstadt bezeichnet wurde, sagt man, dass die Stadt im Ruhrpott eine ganz eigene sei. Viele kulturelle Projekte fanden und finden noch heute Platz in Essen. Egal, ob Musiktheater im Aalto, Ballett-Inszenierungen, Klassische Orchestermusik, Rockkonzerte in der Halle Gruga oder Kunst aus aller Welt im Museum Folkwang – Essen hat eindeutig was zu bieten. Als Epizentrum könnte man sie nicht bezeichnen, doch frei nach dem Motto „Was nicht ist, kann ja noch werden“, geht sie mit gutem Beispiel voran. So tragen besonders das Aalto-Theater, die Essener Philharmonie und eben das Grillo-Theater dazu bei, kulturell aus Essen mehr als nur eine „Einkaufsstadt rund um den Limbecker Platz“ zu machen.
Das älteste Theater im Ruhrgebiet
Doch nun zum Grillo: Erbauen ließ es der Großindustrielle Friedrich Grillo, nach dem das Haus heute benannt ist. Mit einer Inszenierung von Gotthold Ephraim Lessings Stück „Minna von Barnhelm“ wurde das Theater 1892 eingeweiht und zählt somit zu den ältesten Theaterbühnen des Ruhrgebiets. Eine beachtlich lange Zeit – gerade, wenn man bedenkt, dass erst recht in unseren heutigen Zeiten immer mehr im Bereich „Kultur“ gespart wird. Damals als erstes Theater gebaut, findet man das Grillo-Theater noch immer im Stadtkern Essens. In den 1900ern lud allein schon die Außenfassade in die Theaterwelt ein: geschmückt mit kolossalen Halbsäulen, Pilastern und Dreiecksgiebeln, barocken Verzierungen, einem riesigen Eingangsportal und natürlich einem kleinen Treppenaufgang deutete der übergroße Bau schon damals daraufhin, dass sich Kultur im Inneren befinden musste. Das Grillo und somit das Medium „Theater“ kamen sichtlich an und so war es nur eine Frage der Zeit, bis weitere Spielstätten folgten.
Zerstörung, Wiederaufbau, Schließung
Doch leider, und ebenfalls wie üblich damals, zerstörten Angriffe im Zweiten Weltkrieg das Grillo-Theater. Ein Wiederaufbau begann. Die heutige Fassade stammt somit aus den 1950er Jahren. Anstelle der vielen Schmuckelemente wurde zeitentypisch auf schlichte, klassische Muster gesetzt. Heute zieren eine dreigeteilte backsteinfarbene hohe Front, drei „Fenstersäulen“ und moderne Reliefkunst den Theaterplatz in Essen – zum Glück, denn 1988 stand das Schauspielhaus schon einmal vor der Schließung wegen Sicherheitsmängeln! Dank dem damaligen Direktor konnte diese aber abgewendet werden. Natürlich mussten einige Umbauten folgen. Nun passen zwar nur noch 400 Zuschauer auf die gemütlichen roten Polstersitze vor der Bühne, aber Essen hat sein ältestes Theater erhalten können.
Attraktiv auch für junge Leute!
Und das hat sich in den letzten Jahrzehnten gemausert – auch zum „Junge Leute“-Treff. Nicht nur, dass das Grillo seit nun mehr fast 120 Jahren mit Stücken von heiter bis wolkig, Klassikern wie Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“ oder Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ aufwartet, auch abstrakte Neuinszenierungen wie der Live-Animationsfilm „Metropolis“ oder das Urgestein der Essener Slam-Szene, der „Poetry Slam“ in der Heldenbar, haben hier ihren Platz gefunden. Theaterworkshops für Kinder und Jugendliche runden das umfangreiche Angebot ab.
Kunst, Kultur und Köstlichkeiten
Die Theatergäste sind auch herzlich in das Café Central im ersten Stock eingeladen. Hier werden die Gäste vor und nach der Aufführung lecker bewirtet, können am Kamin den Sonntags-Matineen zu den jeweiligen Stücken folgen oder verschiedenen Veranstaltungen samt Gläschen Wein lauschen. Und man mag es kaum glauben, aber selbst das Treppenhaus ist ein Augenschmaus. Selten schreitet man(n oder frau) eine so schöne Wendeltreppe entlang. Kein Wunder also, dass dort ab und an Kunstausstellungen zuhause sind.
Foto 1: Birgit Hupfeld
Foto 2: Martin Kaufhold