Blu-ray-Rezension: Die Königin und der Leibarzt

Willkommener Nachschub für cinephile Kostümfans und Historiker: „Die Königin und der Leibarzt“ erzählt nicht nur die Liebesgeschichte von Dänemarks Königin Caroline Mathilde und Johann Friedrich Struensee, dem Leibarzt ihres Mannes König Christian VII., sondern zeigt auch Struensees Verdienste für die europäische Aufklärung. Ausgezeichnet bei der letztjährigen Berlinale und nominiert für den Oscar als bester fremdsprachiger Film erregte das Werk von Regisseur Nikolaj Arcel bereits viel Aufmerksamkeit. Das sehenswerte Drama „Die Königin und der Leibarzt“ ist bei Ascot Elite Home Entertainment erschienen und in den gängigen digitalen Formaten verfügbar.

[ruhr-guide] Während seiner einjährigen Europareise wird Dänemarks König Christian VII. (Mikkel Boe Følsgaard) der Armenarzt Johann Friedrich Struensee (Mads Mikkelsen) zur Seite gestellt. Rasch erlangt der neue Leibarzt durch sein Einfühlungsvermögen das Vertrauen des psychisch labilen Königs. Zurück am Hof nutzt der Leibarzt seine Nähe zum Regenten, um weitreichende Veränderungen anzustossen. Struensee treibt die Ideale der Aufklärung voran, womit er beim konservativen Hofadel auf zunehmende Gegenwehr stösst. Doch mit Königin Caroline Mathilde (Alicia Vikander) hat der Mediziner eine mächtige Unterstützerin zur Seite. Vom wahnsinnigen König missachtet und vernachlässigt, fühlt sich die junge Königin zum beherzten Leibarzt ihres Mannes hingezogen …

Sehenswerter Historienfilm

In regelmäßigen Abständen konzentrieren sich Filmemacher und produzierende Studios auf spannende Epochen der Geschichte und deren Akteure. So war Emily Blunt 2009 „Young Victoria“, Keira Knightley 2008 „Die Herzogin“ und 2012 „Anna Karenina“ und Eric Bana durfte in „Die Schwester der Königin“ 2008 Scarlett Johansson und Natalie Portman verführen. Nun erzählt die 137-minütige dänisch-tschechisch-schwedisch-deutsche Koproduktion „Die Königin und der Leibarzt“ von einem bewegenden Kapitel europäischer Geschichte.

Aufklärung in Europa


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Noch vor der Französischen Revolution regten sich in den 1760er Jahren aufklärerische Gedanken. Der deutsche Armenarzt Johann Struensee ist Anhänger und stiller Vorantreiber dieser neuen Ideale, die neben diversen Zielen hauptsächlich auf eine Besserstellung des Volkes abzielen. Nicht wenigen Angehörigen des machthabenden Adels ist Struensee bereits kurz nach seiner Ankunft am Hofe ein Dorn im Auge. Da der geisteskranke König üblicherweise größeres Interesse für Freudenhäuser und Trinkgelage als seine Regierungsaufgaben aufbringt – weshalb er den Adel schalten und walten lässt, wie es gerade passt – wird das neue Engagement des Monarchen bei Gestaltung der Gesetze und Angelegenheiten der Staatsführung kritisch beäugt. Spätestens als aufklärerische Tendenzen, die dem Einfluss Struensees‘ zugeschrieben werden, in seine Entscheidungen einfliessen, stehen die Zeichen auf Konfrontation.

Leidenschaft zwischen Arzt und Königin

Doch Struensee sieht sich an anderer Seite einer für ihn persönlichen Front ausgesetzt. Die von ihrem Gatten vernachlässigte und betrogene Königin Caroline Mathilde verliebt sich in den strebsamen Arzt, der sie nicht zurückweist. Bald entwickelt sich eine verhängnisvolle Dreiecksbeziehung. Regisseur Nikolaj Arcel („Die Wahrheit über Männer“) fokussiert erfreulicherweise nicht die Irrungen und Wirrungen einer solchen Amour fou, sondern lässt ein interessantes Spannungsfeld zwischen Figuren und deren Handlungen entstehen. Vor allem die tollen Schauspieler sind dabei Garanten für mehr als zwei Stunden Filmvergnügen. Mads Mikkelsen („Casino Royale“) spielt engagiert, gefühlsecht und vermag es, seine Figur dem Zuschauer nahe zu bringen. Ebenso überzeugt Alicia Vikander („Anna Karenina“) als zwischen zwei Männern, ihren Pflichten und ihrer persönlichen Zuneigung hin und her gerissene Frau. Die große Entdeckung dieses Films ist Christian VII.-Darsteller Mikkel Boe Følsgaard („Nordlicht – Mörder ohne Reue“), der nicht nur immenses Kritikerlob einstreichte, sondern sogar den silbernen Bären für den besten Darsteller aus Berlin mitnehmen konnte.

Bodenständige Inszenierung

Durch mehrere Romane und Sachbücher gehört die Geschichte des Films heute zum Allgemeinwissen der Dänen, während ihr hierzulande weitaus weniger Aufmerksamkeit zuteil wurde. Dies ändert Arcels jetzt mit seinem Film. Obwohl er diesen konventionell und schörkellos gestaltet, bleibt das Interesse des Zuschauers mühelos aufrecht, weil Story und Figuren ansprechen. Auf visuelle Experimente und formale Spielereien verzichtet der in Kopenhagen geborene Filmemacher. Dafür legen sich Maskenbildner und Kostümdesigner mächtig ins Zeug. Insgesamt ist „Die Königin und der Leibarzt“ solide inszeniert, hervorragend gespielt und bestens ausgestattet. Für jeden Freund des europäischen Kinos ist der Streifen willkommene Geschichtsstunde und ansprechende Unterhaltung in Filmform kombiniert.

Blu-ray mit gutem Bild

Die Blu-ray-Disc aus dem Hause Ascot Elite Home Entertainment präsentiert den Film mit scharfen und kontrastreichen Bildern.

Film: Der Zuschauer darf zwischen der guten deutschen Synchro und der dänischen Originalfassung (deutsch und dänisch DTS HD Master Audio 5.1) wählen (deutsche Untertitel können optional hinzugefügt werden). Als Extras finden sich der deutsche Trailer und drei Interviews. Obwohl Mikkelsen, Vikander und Nikolaj Arcel in ihren jeweils 10 Minuten langen Interviews ein genaues Bild vom Zustandekommen des Projektes berichten, wünscht sich der Zuschauer eine Doku oder ähnliches, die den realen Hintergrund weiter beleuchtet. Ansonsten entspricht die Blu-ray Disc dem Standard und präsentiert ihren sehenswerten Inhalt technisch einwandfrei.

Fotocredit: Ascot Elite Home Entertainment
(mo)

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