Wer kennt sie nicht. Micky Maus, Goofy, Donald und Onkel Dagobert. Dies sind nur vier Figuren in einer endlosen Reihe von Charakteren, die der kreativen Feder von Zeichentrick-Spezialist Wald Disney entsprungen sind. Der Visionär setzte sich selbst ein Denkmal, indem er seinen Figuren Leben einhauchte und sie über die große Leinwand der Lichtspielhäuser laufen lies. Mit dem unter seinem Namen geführten Firmenimperium wird noch heute höchste Unterhaltungskunst im Bereich des Trickfilms verbunden, auch wenn die neumodische Computeranimation den klassischen Zeichentrickfilm fast völlig verdrängt hat. Disney steht für Spass, Qualität und Werte.
[ruhr-guide] Bereits 1940 kam den Kreativköpfen die Idee, ihr enormes Können am Zeichenbrett mit einer anderen großen Kunst zu verbinden: Mit klassischer Musik. Als Resultat entstand „Fantasia“, indem kunstvolle Zeichnungen eine Auswahl klassischer Musikstücke bebildert. Fast 60 Jahre später folgte mit „Fantasia 2000“ eine poetische Neuauflage, die seinem Publikum weitere berauschende Klassik-Zeichentrickfilm-Kompositionen präsentierte. Beide Streifen sind ab dem 4. November als „Special Edition“ auf DVD und Blu-ray im Handel erhältlich. Unter dem Motto „Disney meets Klassik“ können beide Streifen treffsicher beschrieben werden. Die Disney-Zeichner haben sich ihre Gedanken gemacht und ein sinniges Konzept erarbeitet, wie klassische Musik mit Bildern gerahmt werden kann. Heute würde man das Vorhaben vielleicht als Musikvideoclip auffassen und bei einschlägigen Fernsehsendern betrachten. 1940, im Entstehungsjahr von „Fantasia“, gab es derartiges nur selten und so ist mit der Disney-Kreation einer der auffälligsten Musikfilme der Geschichte entstanden.
„Fantasia“ als Prototyp des künstlerischen Musikfilms
Als dritter abendfüllender Spielfilm der Walt Disney Studios wurde „Fantasia“ bereits 1940 auf das neugierige Kinopublikum losgelassen. Bach, Tschaikowski, Beethoven und Schubert sind nur einige der Komponisten, deren Werke hierfür Verwendung fanden. Deren Musik ist es, die die von Hand gezeichneten Zeichentrickclips untermalen. Musik und Film verschmilzt zu einer auch heute noch fesselnden Synthese. Obwohl Disney-Werke vornehmlich den Ruf haben, für ein junges Publikum geschaffen zu sein, spricht „Fantasia“ wohl eher ältere, reifere Zuschauer an. Nur wenige Kinder werden die Geltung aufbringen, sich mit den abstrakten Geschichten und einer Musik fernab gewöhnlicher Radiomusik auseinanderzusetzen. Es gibt eben nicht nur „Bambi“ und „König der Löwen“ aus dem Hause des Animationsriesen. Auch diese kunstvollen Musikfilme sind ein Teil des aussergewöhnlichen Schaffens. „Fantasia“ ist ein Klassiker der Filmgeschichte und der Nachfolgefilm „Fantasia 2000“ steht dem Erstling in nichts nach.
Hollywoodstars geben ein Stelldichein
Während im Original Musizierende und andere Involvierte die Moderationen zwischen den Clips einsprechen, sind es bei „Fantasia 2000“ Hollywoodstars, die Sprecherparts ausfüllen und zwischen den Kurzfilmen kommentieren. Steve Martin, Bette Midler oder James Earl Jones sind nur eine kleine Auswahl der Besetzung. Wie eigentlich immer kann Disney auch hier aus dem Vollen schöpfen und hat sowohl bekannte Schauspiel-Stars vor der Kamera versammelt, als auch Top-Musiker für den musikalischen Part engagiert. So sind beide Filme gleich konzipiert, bieten jedoch in sich große Abwechslung und überzeugen durch ein tolles Konzept. Selten wurde klassische Musik für ein breites Publikum derart unterhaltsam aufbereitet. Disney beweist zudem sein breitgefächertes Können, dass auch neben dem narrativen Film ein originelles Ergebnis geschaffen hat.
Special Edition
„Fantasia“ und „Fantasia 2000“ sind als musikalische Episodenfilme konzipiert und eigenen sich daher bestens für die Aufarbeitung als DVD oder Blu-ray. Während das Original mit satten zwei Stunden Laufzeit sehr umfangreich ausgefallen ist, bringt „Fantasia 2000“ mit knapp 75 Filmminuten den deutlich kürzeren Teil mit. Durch die stimmige Einteilung in Kapitel können entweder nur einzelne Lieblingsstücke oder aber der ganze Film angesehen werden. Beide Streifen sind für diese Edition hervorragend überarbeitet worden. Selbst die Bildqualität des Erstlings, der immerhin schon 1940 auf den Markt kam, kann überzeugen. Tolle Farben und ordentliche Schärfewerte sorgen bei beiden Discs für bestes Sehvergnügen. Die Tonspuren auf englisch, deutsch und türkisch sind im Format 5.1 enthalten, was der heimischen Surroundanlage viel Arbeit beschert und den Zuschauer freut. Satt und vollmundig dröhnen die Orchesterklänge aus den Boxen. Ein ganz besonderes Erlebnis. Als Extra sind beiden Filmen nützliche Featuretten hinzugefügt worden. Vor allem der Erstling wird durch den Audiokommentar von Disney-Historiker Brian Sibley aufgewertet. Beide „Special Edition“ Ausgaben können im Bereich der technischen Qualität wie auch dem Inhalt voll und ganz überzeugen. Musik- wie Disneyfans werden Gefallen an den „Fantasia“-Steifen finden. Zuschauer mit der Vorliebe für erzählte Geschichten müssen jedoch auf bekanntes Material, wie z.B. den ebenfalls am 4.11. erschienenen „Die Schöne und das Biest“ zurückgreifen, denn die Musicalepisoden sind eben keine Unterhaltung im Sinne des klassischen Filmverständnis, sondern eine exzellente Mischung aus Kunst- und Musikfilm.
(mo)
Bildquelle: Disney