Spannende Thriller ziehen das Publikum gnadenlos in ihren Bann, lassen die Nerven bis zum Zerreissen anspannen und bei jeder neuen Szene erzittern. Der Zuschauer ist permanent involviert, geistig aktiv und fiebert vehement mit. Die beschriebenen Zustände machen den sogartigen Reiz des Thriller-Genres aus und sind der Grund, sich immer wieder auf die unterhaltsame Film-Tortur einzulassen. Abseits vom bekannten Sphären des Hollywoodkinos finden immer öfter Independentproduktionen den Weg auf den deutschen Heimkinomarkt. Die amerikanischen Low Budget-Movies „Naked Fear“ und „Naked Fear 2“ passen genau in dieses Raster, sind aber leider nur stellenweise gelungen.
[ruhr-guide] Die beiden Filme des Labels Sunfilm Entertainment sind allerdings keine klassischen aufeinander basierenden Fortsetzungsstreifen, sondern vielmehr für den DVD-Start im deutschsprachigen Raum aus Vermarktungszwecken zusammengefasste Titel. Der erste Film aus dem Jahr 2007 heisst auch im Original „Naked Fear“ – eine Bezeichnung, die zumindest auf den Inhalt Bezug nimmt, denn eine unbekleidete Frau muss einem sadistischen Menschenjäger entkommen, der sie durch die Wüste hetzt. Film Nummer zwei hingegen, der mit englischem Originaltitel „Match.Dead – The Abducted“ heisst, hat nur noch wenig mit erstgenanntem Streifen gemeinsam. Der Streifen von 2009 konzentriert sich auf ein Entführungsopfer, das auf dem Grundstück eines von der Jagt besessenen Killers ums Überleben kämpfen muss.
„Naked Fear“: Streckenweise spannender Low-Budget-Streifen
Um eins vorweg zu nehmen: Beide Filme sind als Low Budget Produktionen mit nur wenigen finanziellen Aufwendungen realisiert worden, weshalb auf namhafte Schauspieler verzichtet werden musste. Die begrenzten Mittel sieht man den Streifen auch an, zudem ist die deutsche Synchronisation nicht mit einem A-Produkt vergleichbar. Was zumindest Film Nummer eins dennoch lohnenswert macht, ist die spannend inszenierte Treibjagd zwischen Filmmitte und dem überraschenden Ende. Regisseur Thom Eberhardt zeigt die schrecklichen Ereignisse um Tänzerin Diana (Danielle De Luca), die es für einen zunächst aussichtsreichen Job ins amerikanische Outback zieht. Der Frust ist groß, als sich die erhoffte Karrierechance als Strip- und Tabledance-Arrangement entpuppt. Schon bald gerät die hübsche junge Frau in die Fänge eines gefährlichen Killers, der sie völlig unbekleidet, in der nahegelegenen Wüste aussetzt und sie wie ein Tier jagt. Bis dahin ist „Naked Fear“ fad, kaum originell, nicht gerade berauschend inszeniert und gespielt. Das ändert sich glücklicherweise nachdem die (moralisch durchaus fragwürdige) Hetzjagd beginnt, denn nun gewinnt der Film deutlich an Spannung. Allerdings werden sich hier auch einige Zuschauer angewidert abwenden, denn wen der Killer sein Opfer minutenlang unbekleidet durch die Wüste verfolgt, dient die Nacktheit eher voyeuristischen Zwecken als eindeutig handlungsuntermauernd. Wer darüber hinwegsehen kann, erlebt wenigstens im letzten Drittel einen packenden Film mit überraschendem Ausgang. Cineasten mit Interesse für Produktionen die jenseits von Hollywood entstehen, können „Naked Fear“ einen Blick gönnen.
„Naked Fear 2“: Unausgereiftes Konzept geht nicht auf
„Naked Fear 2“ folgt seinem Vorläufer leider nicht, vergleichbare Spannung sucht der Zuschauer vergebens. Killer Ridley Thompson (James Ray) lockt die gutaussehende Valora (Kathleen Benner) durch eine Internet-Kontaktanzeige auf sein abgelegenes Anwesen und hält sie dort fest. Der psychisch kranke Gewaltverbrecher hat bereits viele Frauen auf diese Weise entführt und bei der Flucht erschossen. Er ist besessenen vom Jagen, Respekt vor jeglichem Leben ist dem durchgeknallten Killer gänzlich abhanden gekommen und schon bald soll Valora zum nächsten Opfer werden. Nach unzähligen Erniedrigungen macht es im Kopf der jungen Frau „klick“, sie legt die passive Opferrolle ab und stellt sich dem kranken Jäger in den Weg. „Naked Fear 2“ kann leider nicht als gelungen beschrieben werden, zu sehr plätschert das Ganze voran, der Killer spielt seine Spielchen bis zum völligen Verlust der Spannung. Der Twist am Ende reisst das Ruder letztlich nicht mehr um.
Low-Budget-DVD-Aufarbeitung
Auch wenn beide Filme nicht gänzlich überzeugen, vermitteln sie zumindest einen Eindruck, was mit begrenzten Mitteln erreicht werden kann. Legt es ein Regisseur nicht ausschließlich auf platte Attitüden oder die optische Ausschlachtung eines weiblichen Körpers an, kann auch mit wenig Geld Überzeugendes bewerkstelligt werden. Auf technischer Seite sind beide DVDs unter der Durchschnittsqualität anzuordnen. Die Bildqualität bei „Naked Fear“ geht gerade noch so in Ordnung, wobei an manchen Stellen körniges Rauschen nicht zu übersehen ist und das Bild generell zu dunkel erscheint. Die Ton-Ausstattung hingegen ist ok: Die DVD bietet die zäh wirkende deutsche Synchro in den Formaten DTS und Dolby Digital 5.1, das englische Original ist ebenfalls im zuletzt genannten Format enthalten – deutsche Untertitel können auf Wunsch eingeblendet werden. Als Extras gibt es lediglich den Trailer auf deutsch und englisch. Ähnlich ausgestattet ist „Naked Fear 2“: Das Bild geht in Ordnung, wirkt etwas klarer als beim ersten Film, leidet jedoch unter dem zu starken Farbkontrast. Der deutsche Ton sowie die englische Originalfassung entsprechen den Formaten des ersten Teils, Fans von gitarrenbetonter Rockmusik werden den Soundtrack mögen. Extras fehlen komplett.
(mo)
Fotos: Sunfilm Entertainment