„Die Legende von Aang“ erzählt die klassische Geschichte von Gut gegen Böse. In der Filmwelt existieren vier Völker, die jeweils ein Element bändigen können. Erde, Luft, Wasser und Feuer sind gerecht auf alle Menschen aufgeteilt. Das friedliche Zusammenleben wird schließlich von der machthungrigen Feuernation beendet, die gegen die drei übrigen Völker in den Krieg zieht. Einzige Hoffnung auf ein baldiges Ende dieser schlimmen Auseinandersetzung ist einzig die Wiederkehr des Avatar, der als Herr aller vier Elemente die Ordnung der Welt erneut herstellen kann. Doch dieser ist seit mehr als 100 Jahren verschwunden und so kann niemand die Übergriffe der Feuernation verhindern. Bis jetzt, denn ein helles Licht am Himmel deutet auf etwas Besonderes hin …
[ruhr-guide] Die Zeichentrickserie „Avatar“ wird zur „Legende von Aang“: Wer sich im deutschen Nachmittags- und Vorabendprogramm diverser Fernsehsender auskennt, wird sicher bereits auf die Zeichentrickserie „Avatar – Der Herr der Elemente“ gestossen sein. Aufgrund des guten Zuschauerzuspruchs liess sich Hollywood die Chance auf eine breit angelegte Kinoauswertung nicht entgehen und brachte die dazugehörige Realverfilmung auf den Weg. Der bei uns unter dem Titel „Die Legende von Aang“ veröffentlichte Film behandelt als erster Teil einer Trilogie die Anfänge der Geschichte um die Auseinandersetzung zwischen den Element-Völkern, die nur der Avatar beenden kann. Obwohl bei der Kritik harsch durchgefallen (7% beim Filmkritiksammeldienst rottentomatoes.com), konnte der Fantasy-Streifen mit einem weltweiten Einspielergebnis von knapp 320 Millionen US-Dollar – abzüglich des Produktionsbudgets von 150 Millionen – immerhin einen Gewinn von 130 Millionen US-Dollar verbuchen, was den geplanten Fortsetzungen den Weg ebnen könnte. Ob Regisseur M. Night Shyamalan diese inszenieren wird, steht trotz des monetären Gewinns in den Sternen. Weltweit haben Filmkritiker den seit seinem Anfangshit „The sixth Sense“ mehrfach in Frage gestellten Filmemacher mit Hon und Spott überschüttet, als „Aang“ in den Kinos anlief. Jörg Gerle beispielsweise schreibt im Fachblatt Film Dienst: „Das Ganze ist irgendwie faszinierend, aber vor allem frustrierend, weil ohne Kopf und Seele“. Angesichts weiterer harscher Reaktionen auf diesen ersten Teil bleibt abzuwarten, ob die Fortsetzungen tatsächlich realisiert werden. Im Plot wurde zumindest ein Cliffhanger verbaut …
Vereinte Kräfte gegen das Böse
Nachdem der Avatar in Gestalt des jungen Aang (Noah Ringer, bald mit „Cowboys & Aliens“ im Kino zu sehen) in die Welt zurückgekehrt ist, finden sich mit Katara (Nicola Peltz), Sokka (Jackson Rathbone, „Twilight“-Saga) und Prinzessin Yue (Seychelle Gabriel, „Zoey 101“) schnell weitere Weggefährten. Alle werden sich im Laufe der Geschichte entwickeln und ihre Kräfte zum Bändigen der Elemente schärfen müssen, um am Ende den Bösewichten der Feuernation entgegenzutreten. So behandelt dieser Anfangsteil zunächst das Thema comig-of-age, Ausbildung und Charakterformierung. Gemeinsam treten die Freunde gegen den Feind auf, eine Tugend, die am Ende entscheidend sein soll.
Zielgruppe: Das junge Publikum
Die Protagonisten des Streifens sind zwischen ihrem 12. und 15. Lebensjahr, einem Alter, dem auch das Zielpublikum entspricht. Dementsprechend hat man vor allem bei Schlacht- und Kampfszenen auf eine abgemilderte Darstellungsweise gesetzt. Wo sonst Schwerter und Schilde aneinander rasseln, feuert Regisseur Shyamalan Spezialeffekte auf Publikum und Kontrahenten. So keilen sich die Gegner zumeist mit ihren Element-Kräften, schiessen Feuersalven oder Wasserstrahlen aufeinander los. Die Taktik der verminderten Gewaltdarstellung verlief zumindest im Hinblick auf die wichtige niedrige Altersfreigabe erfolgreich, denn hierzulande hat die FSK sogar eine Altersfreigabe von 6 Jahren ausgesprochen. Natürlich handelt es sich bei dem Film um die Adaption einer Fernsehserie, die für Kinder und Jugendliche konzipiert ist, weshalb auch die möglichst niedrige Altersfreigabe große Bedeutung hat. Dennoch bleibt die Frage im Raum, ob die Ausrichtung eines hoch-budgetierten Kinofilms auf ein breiteres Publikum nicht sinnvoll gewesen wäre, wofür andere dramaturgische Wege als Voraussetzung unumstösslich wären. Inhaltlich hätte die Story, entsprechend aufbereitet, sicher Einiges zu bieten.
Vorhandenes Potential nicht ausgereizt
Rein optisch erinnert an „Die Legende von Aang“ stellenweise an die erwachsenere „Der Herr der Ringe“-Trilogie, die seit nunmehr 10 Jahren das Maß aller Dinge im Fantasyfachgebiet ist. Rein storytechnisch könnte „Aang“ mehr und auch optisch hat der Streifen Ansprechendes zu bieten. Leider ist nur allzu offensichtlich, dass hier viel Potential vergeben wurde. Die Produktionsdesigner haben beeindruckende Settings kreiert und der Score kann mit jedem Hollywood-Filmsoundtrack mithalten. Leider verhindert das unreife Jugend-Konzept das Gelingen der filmischen Umsetzung, denn älteren Zuschauern wird „Die Legende von Aang“ schlichtweg zu lasch vorkommen. Die Story ist zu vorhersehbar und kränkelt an der Mutlosigkeit, die Serienvorlage an ein erwachsenes Publikum anzupassen. Oftmals erscheint es, als wolle der Regisseur, der auch das Drehbuch verfasste, zu viel aus den drei Serien-Staffeln mit insgesamt 61 Episoden in diesen ersten Teil hineinpressen, weshalb keine Zeit für die notwendige Konzentration auf Schlüsselelemente bleibt. Fantasy-Welten brauchen Entfaltungsraum, wie uns Peter Jackson deutlich gezeigt hat. Hier begeht „Aang“ den gleichen Fehler wie „Der goldene Kompass“ oder „Eragon“, die allesamt den Zuschauer nicht von „ihrer Welt“ überzeugen konnten – wohingegen der Jackson-Zuschauer schon fast Teil Mittelerdes war. Dramaturgie und Erzählung sind bei „Aang“ leider hinter den Möglichkeiten geblieben, weshalb der Streifen nur für Serien- oder Genrefans ein Erlebnis sein dürfte.
„Die Legende von Aang“ auf DVD und Blu-ray
„Die Legende von Aang“ erschien am 21. Januar als dreidimensionales Filmerlebnis auf 3D-Blu-ray. Besitzer herkömmlicher Fernseher durften sich vier Tage früher auf die DVD und Blu-ray freuen. Die DVD-Version bringt neben dem Hauptfilm leider nur wenige Specials mit: Entfernte Szenen und ein Gag Reel (lustige Zwischenfälle und Patzer vom Set) sind als zusätzliches Material vorhanden. Dazu gibt es das Feature „Die Herkunft des Avatar“, welches auf die Hintergründe der Gesichte eingeht und die TV-Serie näher beleuchtet. Die Blu-ray weist neben der HD-Bildqualität mehr Specials als die DVD auf. Die DVD-Version, auf die dieser Text basiert, zeichnet sich durch gute Bildwerte aus. Schärfe, Kontrast und Helligkeit sind sehr gut aufeinander angestimmt, so dass zumindest am Erscheinungsbild nichts gemäkelt werden kann. Im Tonbereich bietet der Silberling das englische Original, sowie die Synchronisation auf Deutsch und Türkisch – alle Dolby Digital 5.1 – an. Zu allen drei Sprachen können entsprechende Untertitel ausgewählt werden.
(jk)
Bildquelle: Paramount Pictures