I love you, Phillip Morris Bildquelle: Alamode Film

DVD-Rezension „I love you, Phillip Morris“

Lange nichts mehr von Knautschbacke Jim Carrey gehört? Kein Wunder, der Mann war schwer beschäftigt und präsentierte vor wenigen Monaten das ungewöhnliche Ergebnis seiner Arbeit: In der Tragikomödie „I love you, Phillip Morris“ spielt der Grimassenspezialist den talentierten Betrüger Steven Russell, der im Knast seine große Liebe kennen lernt: Phillip Morris. Endlich wieder draußen, lässt sich der smarte Steven immer verrücktere Täuschungsmanöver einfallen, damit Geld für den „gehobenen“ Lebensstil reinkommt. Für Phillip nur das Beste, immer Protz und Glamour – so das Motto des Hochstaplers. Als er Phillip irgendwann versprechen muss, mit dem Betrügen aufzuhören, gerät Steven in eine brenzlige Zwickmühle … „I love you, Phillip Morris“ ist jetzt auf DVD und Blu-ray gestartet.

[ruhr-guide] Jim Carrey ist seit Beginn seiner Karriere bekannt für seine extravaganten Darstellungen irrer und wirrer I love you, Phillip Morris Bildquelle: Alamode FilmTypen. Beim Zurückdenken fallen schnell Top-Leistungen in „Ace Ventura“ und „Die Maske“ ein, doch auch in „Batman Forever“ oder „Der Grinch“ ließt Carrey sein Können aufblitzen, bevor er mit „Die Truman Show“ bewies, auch bei ernsteren Stoffen eine gute Figur abgeben zu können. Sein jetziger Filmpartner hat eine gänzlich andere Karriere hinter sich, spielte Ewan McGregor doch als Jedi in der neuen „Star Wars“-Trilogie, brillierte in Roman Polanskis „Ghostwriter“ und zeigte in „Männer, die auf Ziegen starren“ komödiantische Qualitäten. Jetzt sind beide als homosexuelles Traumpaar auf der Leinwand vereint und liefern in „I love you, Phillip Morris“, einer sehenswerten französisch-amerikanischen Koproduktion, hochkarätige Leistungen ab.

Coming out

Die Geschichte von Steven Russell ist definitiv eine besondere: Erst im reiferen Alter steht der Ehemann und Vater zu seiner Homosexualität und beschließt, nun sein eigenes Leben zu leben. Er trennt sich von der Frau und Tochter, zieht nach Florida und bemerkt, dass ein Lebensstil nach seinen Vorstellungen eine ganze Menge Geld kostet. Der listige Steven schafft es im Handumdrehen mit Lug und Betrug, seine Ansprüche zu erfüllen. Bald ist ihm jedoch das Gesetz auf den Fersen und bunkert den extravaganten Paradiesvogel ins nächstgelegene Gefängnis ein. Dort angekommen lernt er schnell sich zu behaupten. Doch nicht nur das, denn als Steven den neuangekommenen Phillip Morris trifft, lernt er auch die Liebe kennen.

Zusammen ist man weniger allein

Auch Phillip (Ewan McGregor) ist von seinem neuen Freund übermäßig angetan. Nach überstandener gemeinsamer Inhaftierung beginnt in I love you, Phillip Morris Bildquelle: Alamode FilmI love you, Phillip Morris das schöne Leben. Sie ziehen in eine luxuriöse Wohnung, Steven bringt das Geld nach Hause. Mal wieder auf seine eigene skurrile Art. Das es dabei nicht mit rechten Dingen zugehen kann, versteht sich nach der Vorgeschichte fast wie von selbst. Beide Hauptdarsteller füllen ihre Rollen wahrhaftig mit Leben, wobei Jim Carrey den präsenteren Part spielt und einfach herrlich in der Rolle des anspruchsvollen Exzentrikers Steven auftrumpft, der stets den schnellsten, aber nicht immer den den Regeln entsprechenden Weg wählt. Nichts zu sehen von Carrys früheren zum Teil arg abgefahrenen, zeitweise sogar abgehobenen Darstellungsweisen. Seine Art zu Spielen erinnert hier ein wenig an die „Truman Show“: Mit komödiantischen Aspekten gespickte Figurenausprägung unter Einbezug seiner typischen Gestiken und Körpersprache. Ein Vollblutprofi eben.

Wahre Begebenheit

So baut „I love you, Phillip Morris“ auf seine schillernde Hauptfigur und deren Leben, vergisst jedoch nicht, auch die herzliche Liebesgeschichte der beiden Männer zu erzählen. Im Übrigen sitzt der wahre Steven Russell noch für mehr als 100 (!!!) Jahre im Knast! „I love you, Phillip Morris“ beruht auf einer tatsächlichen Geschichte, kaum zu glauben aber wahr. Der echte Phillip Morris hat als Berater seinen Teil zum Film beigesteuert und übernahm sogar einen Cameo-Auftritt. Löblicherweise blendet der fertige Film auch Problematisches nicht aus und bietet Themen wie z.B. HIV Platz. „I love you, Phillip Morris“ ist daher eine stimmige Mischung aus Heist-Movie und Lovestory, der auch ernste Hintergründe einbaut. Insgesamt gesehen ist der Film als frischer Wind eine willkommene Abwechslung fürs Heimkino und mal etwas anderes, als die üblichen 08/15 romantic comedies aus Hollywood. Einzig das letzte Drittel erscheint etwas undynamisch, als hätte das Regie-Duo vorher bereits sein Pulver verschossen. Hier hätte ein wenig mehr von dem Biss nicht geschadet, der zumindest zwei Drittel des Films hervorragend mitgestaltet.

Überdurchschnittliche DVD-Aufarbeitung

Mit Blick in die Extras offenbart sich eine ordentliche Anzahl interessanter Specials. Unter anderem ist der 30-minütige Mitschnitt von I love you, Phillip Morris Bildquelle: Alamode Filmder Pressekonferenz, welche im Rahmen des Filmscreenings in Cannes stattfand, ein nützliches Feature. Produzent und Filmemacher sowie die Hauptdarsteller Jim Carrey und Ewan McGregor beantworten ausführlichst Fragen zu ihrem Filmprojekt. Jeder, der etwas mehr über „I love you, Phillip Morris“ erfahren will, hat hier die Chance dazu. Zusätzlich gibt es Einzelinterviews mit Carrey, McGregor und den beiden Regisseuren. Trailer und das 11 Minuten lange Making of runden die Sektion passend ab. Ähnlich positiv fällt die Aufarbeitung des gesamten Films auf, die sich sowohl bei der Bildqualität als auch beim Ton im gehobenen Bereich befindet. Farbkontraste, Bildschärfe, Dialogverständlichkeit und Tonvolumen sind überdurchschnittlich gut. Sprachfassungen auf deutsch und als englisches Original ermöglichen zusätzlich den Filmgenuss mit den echten Stimmen.

(mo)

Bildquelle: Alamode Film

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