Ein junger Polizist zieht mit seiner schwangeren Frau in ein Kaff im australischen Outback, um sich gemeinsam stressfreier auf die bevorstehende Geburt vorbereiten zu können. Gleich am ersten Dienstag soll jedoch der Plan jäh zerstört werden: Ein gefährlicher Mörder entflieht aus dem Gefängnis und macht sich auf den Weg in jenes Kaff. Am 9. Dezember erschien mit „Red Hill“ ein spannungsgeladener australischer Neo-Western auf dem deutschen Heimkinomarkt, der bereits auf der diesjährigen Berlinale die Zuschauer in seinen Bann zog. Der kraftvolle und spannungsgeladene Streifen ist sowohl für Freunde des Westerns als auch für Thriller- und Fans des Slasherfilms eine nachdrückliche Empfehlung.
[ruhr-guide] Im Großen und Ganzen ist heute die glanzvolle Zeit des Westens vorbei. Die klassische Ära liegt weit zurück, das was heute nachkommt, knüpft als „Neo-Western“ an die Motive und ästhetische Form der berühmten Vorlagen an. Das diese Entwicklung nicht immer negativ bewertet werden muss, beweist der australische Streifen „Red Hill“ sehr eingängig. Der Debütfilm von Nachwuchsregisseur Patrick Hughes kombiniert dabei viele Elemente aus dem reichhaltigen Western-Repertoire mit modernen Einflüssen aus dem Thriller- und Horrorfilmbereich. Hughes schafft eine tolle, unterhaltsame und spannende Mischung, die aufgrund ihrer starken Darsteller gefällt, aber zusätzlich durch optische Feinheiten und seinen klassischen Spannungsaufbau überzeugt.
Ruhe auf dem Land
Der Polizeibeamte Shane Cooper (Ryan Kwanten) zieht mit seiner schwangeren Frau ins ländliche Städtchen Red Hill, wo Ruhe und Gelassenheit die verbleibende Zeit bis zur Geburt bestimmen sollen. Doch weit gefehlt: Bereits am ersten Arbeitstag bricht der zu lebenslanger Haft verurteilte Mörder Jimmy Conway (Tommy Lewis) aus und macht sich auf den weg nach Red Hill, wo ihn Coopers Vorgesetzte, eine Gruppe alteingesessener Polizeibeamter, bereits erwarten. Sie wissen genau, was der vermeintliche Kriminelle geplant hat und mit zunehmender Länge bekommt auch der Zuschauer mit, dass mit Conway nicht gut Kirschenessen ist. Sein blutiger Rachezug hat jedoch einen ganz bestimmten Grund, den Cooper bald erfährt. So klar, wie der junge Polizist die Rollenverteilung in gut und böse anfänglich gesehen hat, ist sie bald nicht mehr …
Huldigung an den Western
Patrick Hughes‘ „Red Hill“ ist eine liebevolle Hommage an den Westen. Er adaptiert sowohl typische Aufnahmen und Bildeinstellungen dieses alteingesessenen Genres, als auch viele der bezeichnenden Figuren. Coopers Vorgesetzter Old Bill (Steve Bisley) und seine Männer sind ambivalent angelegte Charaktere, deren weit zurückliegende Geschichte zunächst im Hintergrund verborgen bleibt. Ebenso der Verbrecher Jimmy Conway, welcher zunächst als brachialer Bösewicht eingeführt wird, aber am Filmende in einem völlig anderen Licht steht. Dennoch ist „Red Hill“ keine blosse Kopie großer Westernvorbilder, sondern schafft durch die Etablierung eines interessanten Handlungsrahmens viel Raum für ein eigenes Standbein. Zunächst transportiert Hughes das Setting ins australische Nirgendwo, wo er nach dem Expose seine Rachegeschichte spielen lässt. Dazu baut „Red Hill“ zunehmens auf Elemente des Horrorfilms bzw. dessen Unterkategorie, dem Slasher. Nicht selten werden sich erfahrene Zuschauer im mittleren Drittel an „Halloween“ oder andere Größen dieses Genres erinnert fühlen. Diese Neuordnung etablierter Muster wird Zuschauern, die mit dem Gegenstand Film vertraut sind, nicht gänzlich neu vorkommen, dennoch sorgt sie für ein schlüssiges und vor allem unterhaltsames Filmerlebnis. Ein weiterer Garant für das Funktionieren des Werkes sind die überzeugenden Darstellungen der Schauspieler: Sowohl Kwanten als junger Polizist wie auch Tommy Lewis in der Rolle des Killers und vor allem sein exzellent aufwartender Gegenpart in Person von Sheriff Old Bill (Bisley) sorgen für das richtige Öl im Feuer.
Scharfes Bild, scharfer Film
„Red Hill“ kommt als DVD und Blu-ray in den Handel. Schon bei der DVD, die diesem Text zugrunde liegt, kann die Bildqualität überzeugen. Sowohl die guten Schärfewerte als auch die handlungs- unterstützende Farbgestaltung untermalen die tollen Aufnahmen des Spielfilms nachhaltig. Im Tonmenü besteht die Auswahl zwischen dem deutschen Ton im Stereoformat und dessen Dolby Digital 5.1-Variante. Für Fans englischer Originalversionen bietet die DVD eine 5.1-Spur – da es sich um australisches Englisch handelt, ist „Red Hill“ auch unter diesem Gesichtspunkt eine ganz besondere Erfahrung. Deutsche Untertitel können als Hilfestellung hinzugeschaltet werden. Im Extra-Menü gibt es ein knapp 10-minütiges „Hinter den Kulissen“-Feature zu erkunden, welches das Filmteam bei der Arbeit vorstellt. Ausserdem gibt es umfangreiche Interviews mit Involvierten vor und hinter der Kamera sowie den Trailer und eine Fotogalerie. Alles in allem ist „Red Hill“ eine interessante und spannende Mischung aus Western- und Horrorelementen, die es schafft, als eigenständiges Ganzes toll zu funktionieren. Zum einen fallen die exzellent getroffenen Filmaufnahmen auf, die an die Hochzeit des Westerns erinnern. Auf der anderen Seite stehen hervorragend ausgearbeitete Figuren, die für die ein oder andere Überraschung gut sind und von punktgenau agierenden Darstellern bravourös zum Leben erweckt werden. Die DVD bietet eine gute technische Aufarbeitung und bringt nützliche Extras mit.
(mo)
Bildquelle: Kinowelt