Robert Pattinson, der Shootingstar aus den „Twilight“-Filmen und Traumboy unzähliger Mädchenherzen, versucht mit „Remember Me“, vom Image des ewig schmachtenden Vampirlovers Edward wegzukommen. An der Seite von Emilie de Ravin („Lost“) und neben den Schauspiel-„Dinosauriern“ Chris Cooper („American Beauty“), Lena Olin („Der Vorleser“) und Pierce Brosnan („Der Ghostwriter“, „James Bond – Goldeneye“) liefert er eine ordentliche Performance ab.
[ruhr-guide] Die junge Liebe zwischen Tyler (Pattinson) und Ally (de Ravin) muss Einiges aushalten, denn sowohl er als auch sie haben tragische familiäre Schicksale hinter sich, deren Nachwirkungen sie sich bis heute nicht entziehen können. Wer auf Lovestorys und Gefühlskino steht, kann bei „Remember Me“ zugreifen, der seit Ende August als DVD und Blu-ray im Handel erhältlich ist.
New York im Jahr 2001. Die Mega-Metropole ist Heimat für Ally und ihren Vater, einem Polizeiermittler (Chris Cooper). Vor zehn Jahren wurde die Mutter von Kriminellen erschossen, seither versucht der Vater zwanghaft die Hände beschützend über seine heranwachsende Tochter zu halten. Konflikte sind vorprogrammiert, als sie Tyler kennenlernt nimmt der Schutzinstinkt des Vaters überhand. Doch auch Tyler hat tiefgründige familiäre Probleme: Seit dem Selbstmord seines Bruders, versucht die Familie einen Weg zu finden, mit dem schweren Verlust zu Leben. Der Vater (Brosnan) stürzt sich in den beruflichen Erfolg und vergisst darüber hinaus Tyler und seine jüngere Schwester. Die Mutter (Olin) muss mehr als einmal den emotionalen Scherbenhaufen zusammenkehren.
Der große Schatten
Über dem gesamten Film liegt natürlich der Schatten, den die Erfolgswelle der „Twilight“-Filme auf deren Hauptdarsteller wirft. Robert Pattinson, der Star-Vampir, erfreut sich einerseits rasender Teenieherzen, auf der anderen Seite muss er sich immer wieder den Vorwurf gefallen lassen, schauspielerisch nicht viel drauf zu haben. Der typisch gequälte Edward-Blick sei schon alles, was aus dem britischen Mimen herauszuholen wäre, so Kritiker. Sicherlich auch um diese kritischen Stimmen zu mindern, spielt Pattinson nun im vorliegenden Drama, dass er zusätzlich mit produzierte. Man muss ihm attestieren, seinen Part des traumatisierten Tyler recht ordentlich zu verkörpern. Allerdings ist die Gemütsstimmung seines Charakters der Edwards nicht weit entfernt. Traurige Blicke und innere Unruhe sind auch hier markante Eigenschaften, weshalb von einer Emanzipation des Schauspielers kaum gesprochen werden kann. Dennoch hat die Figur einige reizvolle Facetten, gerade wenn Tyler mit seinem aalglatten Vater, der vorzüglich von Alt-Bond Pierce Brosnan gespeilt wird, um die Wette brüllt, hat „Remember Me“ seine starken Seiten.
Dünne, vorhersehbare Story
Doch der Film wirkt insgesamt zu konstruiert, ein Handwerker würde von unsauberen Schweißnähten sprechen, welche die Gesamthandlung zusammen halten sollten. Um seine Geschichte in Fahrt zu bringen, bedient sich Autor Will Fetters einer klischeebeladenen Wette: Weil Tyler und sein Kumpel Aidan (Tate Ellington) mit Allys Vater, der eine rüde Straßenprügelei untersucht, zusammenrasseln, initiiert Aidan eine Wette, wonach Tyler dem Cop über Tochter Ally eins auswischen soll. Doch wie schon so oft lernen sich die Teens kennen und verlieben sich ineinander und der Schwindel muss irgendwann auffliegen. Gerade das hyperdramatische Ende ist dann doch übertrieben, weniger gekünstelte Dramaturgie dafür mehr von den – durchaus vorhandenen – „echten“ Emotionen, hätte eine positivere Wirkung auf das Gesamtwerk gehabt.
Starke Figuren
Über dieser 0-8-15-Geschichte stehen allerdings die starken Figuren, Regisseur Allen Coulter („Sopranos, Six Feet Under“) versteht es hervorragend, diese mit Emotionen und Charakter zu füllen. Daher gibt es dankenswerter Weise neben der gängigen Lovestory eine weitere Ebene, auf der zwei Familien mit tragischen Schicksalen umgehen müssen. Der Selbstmord des Bruders lastet schwer auf den Schultern der einen Familie, Ally und ihr Vater müssen die Nachwirkungen des Mordes an der Mutter/Ehefrau ertragen, die das tägliche Leben allzusehr bestimmen. Dabei stehen die Figuren und die Empfindungen jedes einzelnen Charakters. Hier nähert sich der Regisseur gefühlvoll seiner Geschichte, erzählt detailliert und beweist Fingerspitzengefühl.
„Remember Me“ zeigt zwei Seiten: Die erste, welche die Lovestory erzählt, kann getrost als standardisiert und nicht allzu originell kritisiert werden. Als großer Pluspunkt stehen die Figuren zu Buche, welche Seite zwei des Films interessant werden lässt. Die beiden Hauptcharaktere sind solide von de Ravin und Pattinson umgesetzt, doch die Nebendarsteller glänzen förmlich: Sowohl Chris Cooper als besorgter Vater als auch Brosnan als vernachlässigender Vater und Olin in der Rolle der gezeichneten Mutter überzeugen auf ganzer Linie. Nicht zuletzt überzeugen alle deshalb, weil sie ein gewisses Entwicklungsspiel ihrer Charaktere gekonnt umsetzen.
Gute DVD-Ausstattung mit zwei Audiokommentaren
DVD und Blu-ray (Bild- und Tonqualität im gehobenen Bereich) kommen mit hervorragenden Extras auf den Markt. Herausragend und außergewöhnlich ist, dass gleich zwei Audiokommentare zur Auswahl stehen. Im ersten führt der Regisseur in die Produktionsgeschichte ein, Kommentar zwei lässt Pattinson und weitere Darsteller zu Wort kommen. Diese Features sind für Filmfreunde, die sich tiefergehend mit diesem Werk auseinandersetzen möchten, bestens geeignet. Hinzu kommt ein kurzes Making of und der Trailer auf deutsch und im Original. Im Sprachmenü wird die deutsche Synchro als DTS- und Dolby Digital 5.1-Tonspur angeboten, während das englische Original als 5.1-Ton ebenfalls enthalten ist. Daumen hoch für diese Vielfalt. Deutsche Untertitel können eingeblendet werden, zusätzlich gibt es eine deutsche Untertitelspur für Hörgeschädigte – selbst die Audiokommentare sind untertitelt! Top Ausstattung!
(mo)
Szenenbild Remember Me Bildquelle: Concorde Home Entertainment