„Zwei Tage, eine Nacht“ ist ein belgisch-französisches Sozial-Drama von den Regisseur-Brüdern Jean-Pierre und Luc Dardenne. In zwei Tagen und einer Nacht versucht Sandra ihre Arbeitskollegen davon zu überzeugen auf die heißbegehrten Bonuszahlungen zu verzichten, um so ihren Job zu retten. Seit 30. Oktober 2014 läuft der Film in den deutschen Kinos.
[ruhr-guide] Nach einer ausgestandenen Depression ist Sandra (Marion Cotillard) wieder zurück in ihrem Job. Doch nun ist dieser in Gefahr. Bei einer Abstimmung müssen sich ihre Arbeitskollegen entscheiden, ob sie auf ihre jährliche Bonuszahlung in Höhe von 1000 Euro verzichten oder nicht. An dieses Geld ist Sandras Job gebunden und bei der ersten Abstimmung sieht es nicht gut für sie aus. Lediglich zwei Tage und eine Nacht bleiben der jungen Frau etwas dagegen zu unternehmen. Die Lösung: Sie muss ihre Arbeitskollegen dazu bringen auf die Bonuszahlungen zu verzichten, damit Sandra weiterhin in ihrem Job arbeiten kann. Die Lage ist kniffelig, denn ihre Kollegen möchten nicht auf die heißbegehrten Bonuszahlungen verzichten, da auch sie das Geld dringend brauchen um die Miete oder die Ausbildung ihrer Kinder zu bezahlen. Die einzige Möglichkeit ist jeden einzelnen Mitarbeiter zu besuchen und ihn davon zu überzeugen auf das Geld zu verzichten. Dabei wird sie von ihrem liebevollen Ehemann Manu (Fabrizio Rongione) tatkräftig unterstützt. Doch reicht das um Sandras Job und damit ihre Existenz zu retten?
Geld oder Kollegin? – Das ist hier die Frage.
Der Chef des Unternehmens in dem Sandra arbeitet, könnte seinen Mitarbeitern im Film „Zwei Tage, eine Nacht“ auch eigentlich die Frage stellen: „Wollt ihr Sandra oder lieber das Geld?“. Denn genau das drückt die Abstimmung aus, ist jedoch aber nicht gegen Sandra persönlich gerichtet. Vermutlich hat der Chef die Entscheidung längst gefällt, schiebt die Verantwortung von sich und überlässt seinen Mitarbeitern die Drecksarbeit. Denn wer verzichtet schon freiwillig auf einen jährlichen Bonus von 1000 Euro? Wie erwartet stimmen nur zwei Kollegen zugunsten der jungen Frau ab. Es ist eine Szene wie aus dem echten Leben: Eine junge Frau steht kurz vor dem nichts. Der Chef zieht sich aus der Affäre und überlässt seinen Mitarbeitern die schwierige Entscheidung zwischen Kollegialität und Geld. Und wie im wahren Berufsleben stimmen die Mitarbeiter für das Geld und nicht für ihre Kollegin, die somit kurz vor dem Existenzverlust steht. Der ein oder andere mag die Mitarbeiter als egoistisch und geldgeil sehen, doch schaut man genauer hin, sieht man, dass alle das Geld brauchen um die Miete zu bezahlen oder um ihren Kindern eine vernünftige Ausbildung zu finanzieren.
Alltagsnah und gefühlvoll
Jeder, der schon mal seinen Job verloren hat, weiß wie Sandra sich fühlen muss. Ohne die tägliche Arbeit verliert man sich in einer endlosen Spirale der Hoffnungslosigkeit gemischt mit dem niederschmetternden Gefühl der Nutzlosigkeit. Wer stellt schon jemanden ein, der mal an einer Depression litt? Oder schlichtweg schon „zu alt“ für einen neuen Job ist? Der Film „ZWEI TAGE, EINE NACHT“ greift dieses Problem wunderbar auf und zeigt neue Möglichkeiten auf, sein Schicksal selber in die Hand zunehmen, so wie es Sandra tut. Ob das letztendlich den Job retten kann oder nicht bleibt offen, zumindest kann man sich dann nicht den Vorwurf machen, nichts getan zu haben. Der Film ist sehr alltagsnah und realistisch gemacht, denn jeder von uns könnte einmal in solch eine Situation geraten. Die Entscheidung zwischen Kollegialität und Geld wird immer öfter in unserer Gesellschaft zu einem Problem, dass wir alleine nicht immer lösen können.
www.facebook.com/ZweiTageEineNacht
Kinostart: 30. Oktober 2014
Ein Film der Brüder Jean-Pierre und Luc Dardenne.
Mit Marion Cotillard und Fabrizio Rongione.
Länge: 95 min
Fotos: Alamode Film